National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0121 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 121 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000240
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

arabische Inschrift in den Rosetten zwischen den Löwen verdunkelt worden. Die erste Veröffentlichung des Stoffes durch Fischbach') brachte eine Übersetzung von Karabacek: „Verfertigt hat der Meister Abdul Aziz dieses Feierkleid in seiner Fabrik für Wilhelm II".

Gemeint war der Normannenkönig Wilhelm II von Sizilien (-1-   Wie man sieht,
eine sehr genaue Auskunft, nur etwas viel für die wenigen Worte des Originals. Diese Lesung hat unendliche Verwirrung angestiftet und ist mit Anlaß gewesen, daß man die von China beeinflußten oberitalienischen Seidenstoffe des 14. und 15. Jahrhunderts nach Pa= lermo und ins hohe Mittelalter versetzte. Als Besitzer nach dem König Wilhelm sollte der Erbe Siziliens Kaiser Heinrich VI die Gewänder nach Regensburg gestiftet haben. So wandelten sich die vier Kaseln und Dalmatiken mählich in einen „Kaisermantel" oder in die „Heinrichsgewänder". Der letztere Ausdruck ist wieder Anlaß gewesen, daß die Stoffe gelegentlich sogar auf den Gönner Regensburgs, Kaiser Heinrich II (-j- 1024) zurückgeführt worden sind. Seither haben jedoch zuverlässige Orientalisten die Übersetzung nachge, prüfte) und festgestellt, daß überhaupt nur die Worte „Gemacht hat es Meister Abdul Aziz" eingewebt sind; alles Weitere war, milde gesagt, freie Erfindung.

Die aus Gold, und Silberriemen gewebten Muster Tafel 111 b, c (Abb. 337) sind einem quer über die Brust der vorgenannten Dalmatik (Abb. 335) laufenden Streifen entnommen. Die viereckigen Felder enthalten Abschnitte ornamentaler Inschriften großen Maßstabs, Scheiben mit kleinen Fischen, Rautennetze, Rosetten und in den Einfassungen jene lockeren Bandknoten (Tschang), die gleich den Fischen zu den acht buddhistischen Glückszeichen ge, hören.3) An mehreren Stellen sind arabische Inschriften angebracht, von denen nur einige Floskeln „dauernder Ruhm und Stärke" lesbar scheinen. Im Übrigen sind sie so entstellt und verstümmelt, daß ein der arabischen Schrift unkundiger Weber vorauszusetzen ist. Die Vermutung, daß in den Quadraten von Tafel 111 c „aus Bagdad" stünde, läßt sich nicht aufrecht erhalten.

Klar und deutlich gezeichnet sind dagegen die arabischen Aufschriften einer anderen Gruppe der Regensburger Gewänder, welche die Dalmatik Abb. 338 veranschaulicht. Auf hellblauem, blaßrotem, schwarzem und hellgrünem Grund füllen hier Rosetten, Lotus, blüten, geometrische Netzmuster, Schildkröten, Rehe und Löwen die Abschnitte der Breit, streifen, durch die regelmäßig wiederkehrende Inschrift „Ruhm und Sieg und Stärke" unterbrochen (Abb. 339, 340, 341). Von ganz gleicher Arbeit, Riemengold und schwarzer Seidenschuß, hellblauer und ziegelroter Atlasgrund, nur einfacher in den geometrischen Mustern der Schmalstreifen ist die Kasel des Braunschweiger Museums Abb. 342; ihr ara, bischer Spruch besagt: Ruhm unserm Herrn dem Sultan, lang währe seine Herrschaft.") Auch das Baseler Fragment Tafel 112 b trägt in Textur und der geometrischen Streifen; musterung alle Kennzeichen dieser chinesischen Ausfuhrstoffe des 14. Jahrhunderts, und bloß das Nachwirken der falschen Wilhelmsinschrift hat in der Tafelbeschreibung die Da, tierung auf das 12. Jahrhundert veranlaßt. Die Bestimmung des Fonghoangstoffes Tafel 112 a hat noch unter demselben Irrtum gelitten; es ist eine italienische Nachbildung der eben besprochenen chinesischen Gattung und führt uns bereits nach dem Westen hinüber.

C. Islamische Seidenstoffe.

Die Tatsache, daß in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts Ostasien und zugleich das unter mongolischer Herrschaft stehende ostmuslimische Gebiet, Iran im weitesten Sinn

') Fischbach, Ornamente der Gewebe 1874, T. 144 und Textband: Geschichte der Textilkunst 1883, S. 71. 2) Auch J. Braun, Liturg. Gewandung S. 188, Anm. 2.

`) Bushell, Chinese art II S. 55.

') Die Lesung der Inschrift „Izz l'mûlânâ as=sultân Khalada mulkuh" verdanke ich Herrn Dr. Kühnel.

Falke. Seidenweberei.

57

Il