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0126 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 126 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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schließen Lotusranken im Spitzovalschema Vogelpaare und laufende Khilins, auf deren Leib arabische Inschriften eingewebt sind (Abb. 346). Textur und Stil beweisen die Zugehörigkeit zu den erwähnten Gewändern. Wenn schon die offenkundigeAbhängigkeit dieser Muster von China auf ostmuslimisches Gebiet hindeutet, so wird die persische Herkunft im besonderen durch die Tierzeichnung vollkommen gesichert. Die Zweihufer der Abbildungen 344 und 345 sind zwar beide nur Abkömmlinge des chinesischen Khilins, aber die liegende Dar, stellung, wobei ein Stück der zurückliegenden Hüfte über die Rückenlinie hervorkommt, dann die charakteristische Beinstellung sind der persischen Kunst eigentümlich und stim, men aufs genaueste mit liegenden Khilins, Steinböcken, Antilopen oder Hirschkühen auf Tierteppichen der Sefidenzeit überein i). Auch in den naturalistischen Bildern des Tier, Lebens auf persischen Bucheinbänden 2) und Handschriftmalereien (Abb. 347 und 348), sel, tener auf silbertauschierten Bronzegefäßen 3), ist derselbe sitzende Tiertypus zu finden. Das laufende Khilin von Abb. 346 ist gleichfalls typisch persisch und in der Borte eines Jagd, teppichs in Paris in gleicher Haltung dargestellt O.

Allerdings sind das alles Denkmäler der persischen Sefidenkunst, also ungefähr 200 Jahre jünger als die im 14. Jahrhundert gewebten Brokatstoffe 5). Aber die Sefidenteppiche und Buchmalereien des 16. Jahrhunderts sind nur die reifsten und späten Äußerungen eines sinopersischen Stils, der schon vor 1300 unter der Mongolenherrschaft mit den lüstrierten Sternfliesen auftritt und sich in den Sultanabadfayencen durch das 14. Jahrhundert fortsetzt. Auf diesen keramischen Werken finden wir Vögel ähnlich den Pelikanen der Brokate 6), laufendes Wild in den Bewegungen des Khilins wie Abb. 3467), liegende Tiere 2) und am häufigsten den Fonghoang in der raubvogelhaften Stilisierung der Perser. So wie er auf einem blauen Goldbrokat unserer Gruppe (Abb. 349) in symmetrischen Weinranken dar, gestellt ist, erscheint er oft auf Sternfliesen des 13. Jahrhunderts und weiterhin auf Geschir, ren aus Sultanabad bereits als ein in Persien völlig eingebürgertes Motiv.

Der Fonghoangstoff Abb. 349 vermittelt den Übergang zu einigen Reliefbrokaten derselben Textur, die Anlaß gewesen sind, daß die ganze persische Gattung bisher nach Spanien (in den Beschreibungen unserer Tafeln) oder nach Norditalien versetzt worden ist.9) Eine Variante aus der ehemaligen Sammlung Victor Gay (Abb. 350) zeigt zwischen den Fonghoang und Weinranken kleine Brunnen mit trinkenden Vögeln, ein Motiv, das auf den Goldbrokaten Taf. 113a (Abb. 351) und Abb. 352 wiederkehrt. Während bei dem Stoff Gay der persische Stil unverkennbar ist, mutet der von Greifen flankierte Brunnen (Abb. 352), obschon evident aus derselben Werkstatt, eher europäisch an, weil er die Erinnerung an an, tike Becken zwischen Greifen oder an verwandte Renaissancemotive wachruft. Allein man braucht nicht an abendländische Einflüsse zu denken, für die in der persischen Kunst des 14. Jahrhunderts schwerlich Analogien aufzutreiben sein würden. Die Quelle ist auch hier wieder China; auf Mingporzellanen gibt es ähnliche Brunnen, von deren Mittelschaft ab;

') Beispiele: Ein Tierteppich des österr. Museums Wien, abgeb. Bode, Vorderasiatische Knüpftep- piche fig. 28; Formenschatz 1910 fig. 118; Martin, Oriental carpets fig. 122; Wiener Teppichwerk 1908 I, T.2; — ein gleiches Teppichfragment in Turin, abgeb. Museo Civico di Torino, T. 98; ein Teppich im Pariser Kunstgewerbemuseum, abgeb. Martin fig. 93.

  1. Vgl. Martin, a. a. O. fig. 128.

  2. Migeon, Manuel fig. 175.

') Portefeuille des Arts décorat. pl. 631, 632; Wiener Teppichwerk 1908 I T. 15.

') Die Kasel Abb. 345 im S. Kens. Museum hat noch ihre alten Besätze, italienische Stickereien aus der Mitte des 14. Jahrhunderts.

  1. Vgl. eine Sultanabadschale bei Martin, Oriental Carpets, fig. 49.

  2. The Kelekian Collection of Persian Potteries, T. 51, 52. K) Kelekian T. 62, 65. ") Alan Cole, Ornament in europ. Silks, S. 62, 65; vgl. auch Katalog Errera nr. 29, 33, 58, 60, 91, 92.

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