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0131 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 131 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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359. Brokatkasel, persisch oder mamlukisch, 14. Jahrh. Marienkirchc, Danzig.

Abb.

stehende Vogelköpfe ihre Wasserstrahlen in ein Becken entsenden») Die mensch; lichen Masken auf dem Brunnenstoff Abb. 351 beweisen nichts gegen persische Arbeit, da sie ähnlich auch auf Sefiden: teppichen vorkommen.") Eine abends ländische, vielleicht spanische Nachbil: dung eines sinopersischen Musters ist dagegen der in der Textur von der Relief: goldgruppe abweichende Seidenstoff Ta= fel 114a. Der Brunnen, aus dem Pelikane trinken, ist mißverstanden ; die wassert speienden Vogelköpfe oben auf dem Schaft sind geblieben, das eigentliche Becken ist jedoch verschwunden.

Während die reinen Rankenmuster der persischen Gruppe (Tafel 105b) sich nur wenig von den chinesischen Vor: Bildern entfernen, hat der rote Relief, brokat mit Fasanenpaaren auf Tafel 115 (Abb. 353) das ostasiatische Gepräge bereits abgestreift; sowohl die Linien; führung der Ranken wie die reziproken Palmetten am Außenrand der Spitzovale sind rein persisch. Er fällt auch schon ins 15. Jahrhundert; die Londoner Stoff: Sammlung besitzt davon ein vollständi: ges Antependium, mit dem Wappen von

Valencia und spätgotischen Ranken bestickt. Wo die Stickerei abgelöst ist, erscheint das Gold noch blank und der rote Atlasgrund frisch und unverblichen ; der Brokat ist also zur Zeit des Bestickens neu gewesen. Von gleicher Relief: und Atlasbindung, aber viel gröberer, holpriger Zeichnung sind die beiden auf Tafel 116a b vereinigten blauen Silberbrokate. Über den Lotuspalmetten stehen sich einmal Papageien (Abb. 354), das andere Mal Fong, hoang symmetrisch gegenüber. Da der Blattkranz der Lotuspalmette ein Schuppenmuster einschließt, so ergibt sich eine Bildung, die den italienischen Ausdruck Pinienzapfen recht: fertigt und zugleich auf die artischockenförmigen Motive der spätgotischen Granatmuster vorausweist.`) Diese grobe Abart der persischen Reliefbrokate ist nicht etwa als später Aus: läufer der feiner gezeichneten Gewebe anzusehen, sondern als Erzeugnis eines künstlerisch tiefer stehenden Betriebsortes, der ebenfalls schon im 14. Jahrhundert tätig war. Denn der: artige Muster sind auf Bildern von Orcagna,') von Giovanni del Biondo, 2) Gerini und anderen Meistern des ausgehenden Trecento nachgemalt worden.

Nachdem einmal eine persische Seidenweberei chinesischer Richtung festgestellt ist, die ungefähr von 1300 bis ins 15. Jahrhundert hinein ihre Brokate bis nach Spanien, Italien

') Vgl. die Beschreibung einer Porzellankanne von persischer Form, bezeichnet Kiatsing (1522-1567)

im Hamburger Kunstgewerbe=Museum, Führer S. 521.

2) Z. B. im Wiener Teppichwerk 1908, T. 13 und 22.

t') Die chinesische Abstammung dieses geschuppten Zapfens bezeugt Abb. 325.

4) Vgl. Alan Cole, fig. 50; Sidney Vacher T. 3.

') Heiligenbild in der Pinakothek des Vatikans.

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