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0137 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 137 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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angesehen werden. Die Atlasbindung des Grundes und der dicke in Relief aufliegende Goldfaden stimmen vielmehr mit den persischen Reliefbrokaten auffällig überein. Dem steht gegenüber, daß das Inventar von Cambrai vom Jahre 1401 einen solchen Goldstoff mit Längsstreifen und sarazenischen Buchstaben als drap d'or de Damas aufführt.') Das ist zwar ein Name für muhammedanische Stoffe im allgemeinen , aber die Vorliebe für die bunte Streifenmusterung ist in der Tat dem westmuslimischen Geschmack eigentümlich. Ein Beispiel dafür gibt ein in Ägypten ausgegrabener leichter Seidendamast (Abb. 360, Kunstgewerbemuseum Berlin) mit kufischer Schrift in den Breitstreifen und Arabesken dazwischen. Soll also die persische Textur den Ausschlag geben, was ich für richtig halte, so muß man schon annehmen, daß diese Danziger Stoffe in Persien für den syrisch : ägyp, tischen Markt gemacht worden sind , grade so wie die gestreiften chinesischen Ausfuhr: stoffe in Regensburg und Braunschweig (vgl. Abb. 335 bis 342), die offenbar die vorliegende Gattung nachahmen sollten. Denn auch in China ist die Streifenmusterung nicht von Haus aus heimisch. Jedenfalls ist die Entstehung im 14. Jahrhundert dadurch gesichert, daß die Danziger Dalmatiken bei der ersten Verarbeitung des Stoffes, nicht nachträglich, an den Seiten mit italienischen Trecentogeweben besetzt worden sind.

Die westmuslimische Gruppe.

Die beste Auskunft über die Seidenweberei des 14. Jahrhunderts in Ägypten geben die zumeist in recht schlechtem Zustand aus Gräbern von El Azam und Dronka bei Siut gefundenen Stoffe. Das Meiste davon ist auf die Stoffsammlungen von London, Berlin, Düsseldorf und Krefeld verteilt.

Bei den Tiermustern kommen zwei verschiedene Richtungen zum Ausdruck. Die eine führt die althergebrachten westislamischen Motive eine Zeit lang weiter, die andere schließt sich wie die gleichzeitige Weberei Persiens eng an chinesische Vorbilder an.

Ein Stoff des Clunymuseums (Abb. 361) enthält noch alle Elemente des älteren Seiden: stils: gegenständige Tierpaare zu Seiten einer westmuslimischen Palmette in breit eingefaßten Rundfeldern, dazu symmetrische Vogelpaare in den Zwickeln. Dabei meldet sich aber schon deutlich das Bestreben, von der Gebundenheit des alten Kreisschemas loszukommen: die Runde sind gegeneinander verschoben, in die Länge gezogen und oben mit einer Spitze versehen, die den Übergang zum Spitzovalschema ankündigt. Diese Wandlung ist in dem grüngelben Stoff aus El Azam (Abb. 362, Kunstgewerbemuseum Leipzig, Stoffsammlung Krefeld) bereits vollzogen. In Farben und Textur stimmt das Stück noch mit dem Aus: läufer des alten Stils (s. Abb. 192) überein, könnte also noch ins späte 13. Jahrhundert fallen. Bemerkenswert wegen seiner Ähnlichkeit mit den syrisch,ägyptischen Tauschier; arbeiten des späten Mittelalters ist ein Gewebe im Kaiser Friedrich Museum mit Greifen; paaren, die von kleinen Scheiben mit Inschriften und Mondsicheln umstellt sind. Auch in das Schachbrettmuster der Spitzovalbänder sind Inschriften eingeordnet, von denen mam, lukische Titel „der Sultan der siegreiche König" und „der Weise der Gerechte" lesbar sind (Abb. 363).

Die besten Beispiele der chinesischen Richtung bringt Tafel 121 a b. Nicht nur die adossierten Khilins, sondern auch die Umrahmungen der Rundfelder sind chinesischen Seidenstoffen nachgeahmt. Dabei ist aber an den Palmettenkränzen von T. 121 b und an arabeskenhaften Einzelheiten des Bandgeflechts von T. 121 a (Abb. 364) die Umbildung im westmuslimischen Geschmack nicht zu verkennen. Während diese Stoffe in Damastbindung ohne Gold gewebt sind, ist aus einer katalonischen Kirche auch ein Brokatstoff gleichen Stils in verschiedene Sammlungen übergegangen (Abb. 365), in dem die sarazenische Neigung zur polygonalen Flächengliederung sich geltend macht. Die engste Anlehnung an die chine,

') Gay, Glossaire S. 574: Une cape d'un drap d'or de Damas à barres montant de bas en hault et dedens les royes lettres sarrasinoises.

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