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0142 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 142 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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ungetrübt fortwirkte und in den Azulejos, Stuckornamenten und Holzdecken der Alham, bra und des Generalife nahverwandte Muster hervorbrachte. Mit dem Fall von Granada im Jahre 1492 ging diese Zuflucht in Spanien verloren. Die Seidenweberei maurischen Stils hat jedoch den Sturz überdauert; sie ist in Marokko, wie die andalusische Kunst überhaupt, so gut wie unverändert bis zur Gegenwart weiter betrieben worden und manche dieser Stoffe, die als spanisch,maurische Arbeiten des Mittelalters angesehen werden, sind in Fez oder anderen Orten des Magreb erst im 19. Jahrhundert entstanden. Auf Italien und auch auf das ostmuslimische Gebiet haben die Gewebe des Polygonalstils trotz ihrer kunstvollen Zeichnung und heiteren Farbenpracht keinen Eindruck gemacht oder doch keine Nach: ahmung hervorgerufen , weil ihre Vorzüge auf einer spezifischen Begabung des maurisch: spanischen Sarazenentums beruhten.

Außer den geometrischen Mustern umfaßt die granadische Gewebegruppe auch die spanischen Gegenstücke der gestreiften Stoffe mit arabischen Inschriften, die wir bisher in chinesischer Ausführung (in Regensburg und Braunschweig T. 111, Abb. 335-342) und von persischer oder mamlukischer Arbeit (T. 120 und Abb. 358-360) kennengelernt haben. Die spanischen Beispiele (Abb. 372)') gehören nach den Farben — rot, gelb, weiß, grün ohne Gold —, der Textur und verschiedenen Ornamenten augenscheinlich mit den Alham, brastoffen (T. 125 und 126) zeitlich und örtlich zusammen. Die Musterverteilung dagegen haben sie mit den persischen oder mamlukischen Streifenbrokaten gemeinsam. Hier wie dort wechseln breite Streifen mit der fortlaufend wiederholten Inschrift: „Ruhm unserm Herrn dem Sultan" und ornamentale Streifen miteinander ab, immer durch schmale Strei, fen getrennt.

Wie der Seidenstil von Granada sich um 1500 in Berührung mit der Renaissance um, gestaltet, zeigen Tafel 127a b und Tafel 128. Die Bindung und die typische Farbenstellung rot, weiß, grün, gelb gleichen den vorausgehenden Geweben. Bei dem Stück Tafel 127a (Abb. 373) hält sich die Flächenteilung durch kielbogenbildende Arabesken noch voll: kommen in den Bahnen der maurischen Wanddekorationen von Andalusien oder Toledo; nur die grünen Blattformen deuten auf italienischen Einfluß. Auch auf Tafel 127b stellen große Arabeskenblätter die Grundlinien her; aber die Schwanenpaare auf Granatapfelzwei, gen liegen schon außerhalb der granadischen Überlieferung. An ihre Stelle treten auf Tafel 128 (Abb. 374) die für spanische Muster sehr bezeichnenden schwunglosen Löwen mit weißen Kronen und kümmerlichen Käferbeinen, die ebenso schon auf dem Brokat mit dem Wappen von Granada (vgl. Abb. 370) zu sehen sind. Das Muster kommt mit unwesent, lichen Änderungen der Zeichnung 2) auch in den Farben rot, grün, weiß und gelb vor. Die vorliegende Ausführung mit der wirkungsvolleren Färbung schwarz, rot, weiß muß um 1500 sehr beliebt gewesen sein; sie ist in vielen Sammlungen (Hamburg, Cöln, Brüssel, Paris, Lyon, im Bargello u. a. O.) vertreten, im S. Kens. Museum mit drei Spielarten. Die Zeichnung ist auch von der spanischen Teppichknüpferei wiederholt worden.3) Daß diese Stoffe noch im 16. Jahrhundert im Gebrauch waren, ist einem Bild des Rocco Marconi (tä, tig in Venedig um 1505-1520), der Kreuzabnahme in der Akademie daselbst zu entnehmen, auf dem ein Gewand gleich T. 128 gemustert ist.

An dieser Stelle ist eine Gruppe spanischer Seidenstoffe einzuschalten, denen eine schachbrettartige Musterung „ad scacheria" gemeinsam ist. Die von schmalen Streifen um- zogenen Quadrate enthalten rosettenähnliche Bildungen ausgeprägt spanischen Stils, wie sie auch in der zuletzt folgenden Gattung häufig vorkommen. Der Dom zu Lerida in Katalonien

  1. Im S. Kens. Museum; Varianten abgebildet Katalog Miguel y Badia T. 15 nr. 111, T. 11 nr. 101; Katalog Errera nr. 76 und 77.

  2. Vgl. Alan Cole fig. 93.

  3. Ein Teppich abgeb. Burlington Magazine XVIII, Nov. 1910; auch Martin, Oriental Carpets.

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