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0152 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 152 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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In den nächstfolgenden Stücken derselben Werkstatt, einer Kasel im Cölner Kunstgewerbemuseum (Abb. 387) und einer Dalmatik in Halberstadt (Abb. 388) setzt die Italianisierung ein. Die parallele Rankenführung, die chinesischen Wendungen der Vögel, ihr Auffliegen und Herabschweben, der wallende Flatterschweif der Fonghoang sind beibehalten; allein in den Vögeln der Cölner Kasel kommt doch der Papageientypus luccanischer Diasperstoffe aus der Zeit um 1300 wieder zum Vorschein und die Basilis: ken der Halberstädter Dalmatik führen nur in dem verknoteten Schweif noch eine Erinnerung an die Verdrehungen des chinesischen Drachens mit sich. Der ruhige Schwung der Wellenranken, die Gotisierung der Lotusblüten und Weinblätter ist auch an einem tierlosen Rankenstoff der Gattung (Abb. 389, Kunstgewerbemuseum Düsseldorf) zu bemerken. Das Vorwalten des italienischen Formgefühls und die Annäherung an die Diasperstof e von Lucca werden an dem in vielen Sammlungen verbreiteten Beispiel Abb. 390 besonders deutlich. Die adossierten Leoparden in den Lotusblüten würden in einem spätromanischen Gewebe Italiens nicht als fremdartig auffallen.') Auf Bildern um die Mitte des 14. Jahrhunderts sind verwandte Stoffmuster öfter dargestellt; deutlich genug zur Wiedergabe ist das Gewand auf einem Gemälde des Theoderich von Prag (1348-1375), mit Lotusblüten, herabfliegenden Vögeln gleich Abb. 386 und gekrümmt ten Fischen an Stelle der von den Italienern fast immer vermiedenen chine, sischen Drachen (Abb. 391).

Unsere Werkstatt, die so gründlich aus dem Born des ostasiatischen Formenschatzes schöpfte, hat sich auch die gestreiften chinesischen Aus=

Abb. 391. Ausschnitt fuhrstoffe mit arabischen Inschriften von der Art der Gewänder in Regens: eines Bildes von Theo%

derich von Prag (1348 burg (vgl. T. 111 und Abb. 336) nicht entgehen lassen. Von direkten Nach:

his 1375); Rudolphi: bildungen ist zwar außer dem auf Tafel 112 a (Abb. 392) abgebildeten Stück num Prag.

nur eine Brokatkasel im Domschatz von Chur bekannt, mit pseudoarabi: schen Schriftzeichen und italianisierten Tieren, die noch chinesische Vorbilder erkennen lass sen.2) Die unfreien Kopien scheinen demnach selten gewesen zu sein; um so stärker war ihre sekundäre Wirkung: Die in Lucca während der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts sehr be, liebte Musterung aus abwechselnd breiten Bildstreifen und schmalen Ornamentstreifen hängt sicherlich mit den asiatischen Streifenstoffen zusammen. Ich will an dieser Stelle nur ein Beispiel herausgreifen, das mit der vorgenannten Werkstatt nichts mehr zu tun hat. Die schmalen Goldbänder des gestreiften Gewebes Tafel 138a (Abb. 393) stehen den chinesischen Mustern in Regensburg (vgl. Abb. 341) ziemlich nahe und auch die Lotusblüten und Vögel in den breiten Streifen haben das chinesische Gepräge nicht verloren. Nur die Hunde und Jagdleo: parden sind schon ganz italienisch; und doch ist in der Schrägstellung der letzteren ein An: klang an die Bewegung chinesischer Löwen von der Art der Abbildung 328 nachzufühlen. Bei dem darunter Tafel 138b abgebildeten Streifenstoff ist die Übersetzung ins Italienische viel weiter fortgeschritten. Der Fonghoang ist durch Vergrößerung des Schopfes zu einem Wiedehopf geworden und in den Palmetten erinnert nur das geschachte Herzstück an die Gitterfüllung chinesischer Blüten. Dieses Gewebe ist vor 1387 anzusetzen, denn in diesem Jahre wird im Prager Dominventar bereits ein Mantel mit Wiedehopfen und

') Hierzu gehört noch der bei Fischbach T.96a abgeb. Stoff mit italienischen Greifen in chinesischen Ranken.

2) Das Muster ist abgeb. Molinier, Trésor de Coire T. 23, und Rohault, La Messe VII T. 600. Die italienische Arbeit hat Molinier S. 95 ganz richtig erkannt. Ob dem \Veber ein chinesisches Original von der Regensburger Gruppe oder ein islamisches gleich den Danziger Gewändern T. 120 a b vorgelegen hat, ist nicht mehr zu entscheiden.

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