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0181 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 181 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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Zu den älteren Arbei, ten der Gattung zählen noch die Stralsunder Stola Tafel 155 b und der Stoff Tafel 149a; es folgen weiterhin das Fonghoangmuster Tafel 157b (Abb. 426) und zwei Danzi• ger Kaseln von ausnehmend feiner Zeichnung (Tafel 158 und 159). Die erstere (Abb. 427) veranschaulicht sehr gut die in Italien immer rege Neigung, das Lotusmotiv im Sinne der Palmette zu euro. päisieren (vgl. auch T. 155 b); die kleinere zwischen den

Vogelpaaren   aufsteigende
Blattbildung ist dagegen eine Abwandlung der westisla. mischen Palmette, die schon mit den Diaspermustern in den luccanischen Formen% schatz übergegangen war. Es ist möglich, daß in den ele• phantenköpfigen Greifen ein

asiatisches Vorbild steckt, denn ein ähnlicher Typus ist auf einem indischen Teppich der Mogulzeit vorhanden;') die vorliegende Ausführung jedoch verrät zweifellos einen italieni.

schen Zeichner. Die Zierlichkeit und Leichtigkeit, welche viele Muster dieser symmetrischen

Richtung auszeichnet, ist auch der Kasel T. 159 (Abb. 428) noch in hohem Maße zu eigen, obwohl sie wahrscheinlich schon der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts angehört. Wie die

gotischen Burgen, die uns in etwas unklarer Form bereits auf dem Fragment T. 157a begegneten,

in das Textilornament hineingekommen sind, ist nicht ganz aufgeklärt. Im Vorstellungs: kreis der ritterlichen Gesellschaft des 14. Jahrhunderts und in ihren künstlerischen Äuße,

rungen, wie den französischen Elfenbeinwerken und den deutschen Wirkteppichen, spielten

sie namentlich in der Bedeutung als Minneburg eine so große Rolle, daß ihre Aufnahme in die Webemuster sich daraus zwanglos erklären ließe, um so eher, als Kastelle von heraldisch

einfacher Zeichnung den Webern von Lucca schon im 13. Jahrhundert geläufig waren (vgl. II S. 36). In den Seidenstoffen des freien Stils werden die Burgen und Türme, die zuweilen aus einem ummauerten Gewässer aufsteigen, 2) zwar malerischer und infolge mangelhafter Perspektive phantastischer gestaltet, doch sind ausgesprochen orientalische Formen nicht daran zu bemerken.

Trotzdem ist die Möglichkeit einer chinesischen Anregung nicht ganz abzuweisen. Es fällt auf, daß die Burgen mehrfach mit der Lotusblüte eng verwachsen sind; das beste Bei:

spiel dafür gibt ein Stoff des Halberstädter Doms (Abb. 429). Pagoden und andere Gebäude werden schon im 12. Jahrhundert unter den Brokatmustern der Sungzeit genannt 3) und im

') Martin, Oriental Carpets fig. 234.

  1. Vgl. Tafel 176; Alan Cole fig. 44.

  2. Bushell, Chinese art II S. 96.

Abb. 430. Chinesisches Seidengewebe 19. Jahrh. Kgm. Berlin.

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