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0182 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 182 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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päpstlichen Schatzverzeichnis von 1295 wird ein „Pannus tartaricus cum figuris arcium ad aurum" aufgeführt. Aus dem Mittelalter ist dergleichen nicht erhalten, allein moderne chinesische Gewebe (Abb. 430) vermitteln eine ungefähre Vorstellung von den alten. Als nach 1700 eine zweite Welle ostasiatischen Einflusses Europa überflutete, kom, men auch in den Seidenwebereien neben allerlei Chinoiserien wieder Gebäudemuster zum Vor, schein, die in der Anlage den unsymmetrischen Trecentostoffen merkwürdig ähnlich sind (Abb. 431). Da an ein Zurückgreifen der Barockzeichner auf frühgotische Stoffe nicht zu denken ist, weil dafür jegliche Analogie fehlt, könnte man die Ursache der Verwandtschaft in chinesischen Vor, bildern suchen, die der Stilwandlung weniger unterworfen waren.

Die luccanischen Burgenstoffe sind wohl dutchweg ins 14. Jahrhundert zu setzen; im Prager Inventar von 1387 sind mehrere beschrieben, die Spätgotik dagegen hat das Motiv ganz beseitigt.') Eng verwandt mit dem Fonghoangstoff Abb. 426 ist der viel verbreitete Seidenstoff mit Löwen, masken in Blattkränzen Tafel 160, eines der schön,

sten Beispiele für die ungemein leichte und meister, 1. Hälfte 18. Jahrh. hafte Behandlung des frühgotischen Laubwerks noch am Ausgang des 14. Jahrhunderts. Als Er,

zeugnisse einer Werkstatt zeigen die beiden Gewebe, wie chinesische Formen und reine Gotik gleichzeitig nebeneinander verarbeitet wurden. Als dritter im Bunde schließt sich der Seidendamast mit Federhüten und pseudoarabischen Spruchbändern in Blattkränzen auf Tafel 161 a an, der um 1400 anzusetzen ist. Im Prager Inventar von 1387 ist ein Mantel aus rotem Baldachin mit grünen Blumen und Tieren und Hüten mit zwei weißen Federn beschrieben.2) Ferner sind auf einem Soester Gemälde (Marientod und Anbetung der Könige um 1430 im Museum zu Münster i. W.) Gewänder zu sehen, die mit Federhüten gleich Tafel 161a zwischen angeketteten Löwen, Lotuspalmetten und lateinischen Sprüchen gemustert sind. An dem nebenstehenden Brokat Tafel 161 b mit Federhüten in Rauten kann ich ausgesprochen italienische Merkmale nicht erkennen, noch weniger freilich läßt er sich unter die islamischen Gewebe einordnen. Nach der Form der pomphaften Hüte käme am ehesten Byzanz in Frage, wo ja die Seidenkunst, wenn auch abseits stehend, bis in die Türkenzeit hinein betrieben worden ist.3)

') Inventar von S. Veit in Prag: Cappa in rubeo cum rosis albis et floribus blaveis, habentibus turres, quorum turrium quaelibet continet unum canem. — Item balkinus (statt baldakinus) in campo blaveo obscuro habens in se turres viridi coloris cum circumferentiis rubeis et supra turres leones viridi coloris, tenentes ca nes aureos; et dracones aurei sub turribus et flores viridi coloris cum rubeis et albis loribus.

  1. Cappa de baldykino in rubeo habens flores virides et animalia viridia et pileos cum duabus pennis de albo. — Als Baldykin bezeichnet das Inventar vornehmlich die italienischen Seidenstoffe mit grünweißen Mustern auf rotem Grund, während es die Brokate mit ganz goldenen Mustern auf einfarbigem Grund meistens Nacho nennt.

  2. Auch Cypern wäre möglich. Ein Kircheninventar von Amiens von 1419 erwähnt einen Satz Meßt gewänder aus cyprischem Stoff mit Hüten, Knoten und Tieren gemustert: Cappa, casula, tunicella et dalma

Abb. 431.

Spanischer Seidenstoff

Kgm. Berlin.

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