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0183 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 183 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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Die erste Luccagruppe umfaßt, obwohl stilistisch einheitlich, Gewebe von sehr ver,

schiedener Textur und Farbe. Darin liegt indessen kein Beweis gegen ihre örtliche Zu, sammengehörigkeit. Eine Untersuchung des gesamten Denkmälerbestandes ergibt vielmehr, daß Seidenstoffe verschiedener Bindung nicht bloß an einem Ort, sondern in derselben Werkstatt gleichzeitig gewebt worden sind.

Die frühgotischen Seidenstoffe verteilen sich nach ihrer technischen Beschaffenheit und

Farbenzusammenstellung auf zwei große und mehrere kleine Gruppen. (Von den Samt, Stoffen sehe ich vorläufig ab, da sie erst aus dem 15. Jahrhundert erhalten sind). Die Haupt, masse bilden die eigentlichen Brokate, bei denen das Muster von einfarbigem Seidengrund ausschließlich in Gold, oder in Gold mit nur sparsam verteilten Farbflecken sich abhebt. Der Goldfaden ist, von seltenen Ausnahmen abgesehen, durchweg das sogenannte cypri, sche Gold, das heißt weißer Leinenfaden mit vergoldeter Darmhaut umsponnen. Ob dabei das aus Cypern bezogene Gespinnst oder die eigene Erzeugung der italienischen Weber, städte überwiegt, ist nicht mehr zu entscheiden. Auch Cöln hat um 1400 solche Goldfäden nach Italien geliefert. Die Silberbrokate sind seltener, sonst von den Goldbrokaten tech, nisch und stilistisch nicht verschieden; bemerkenswert ist, daß an den Silberbrokatgewän, dern des 14. Jahrhunderts in Danzig und Stralsund die sonst so empfindliche Versilberung ihren hellen Glanz ungeschwärzt bewahrt hat. Die Brokate sind vorwiegend Hohlgewebe, die aus zwei Webeschichten bestehen. Der farbige Seidengrund aus Schuß und Kette bildet die eine, der goldene Einschlag, durch besonders feine, kaum sichtbare Kettfäden gebunden, bildet die andere Schicht. Wo vorn der farbige Seidengrund steht, liegt hinten die Gold, schicht lose und unverbunden, sodaß zwischen beiden ein Hohlraum entsteht; nur dort, wo das Gold vorne Muster bildet, vereinigen sich beide Schichten Gold und Seide zu einem einheitlichen Gewebe, jedoch so, daß die farbige Seide unter dem Gold verschwindet. Diese in verschiedenen Abarten auftretende Bindung hatte den Zweck, sowohl das Goldmuster wie den Farbengrund unvermischt und daher ungebrochen zur Wirkung zu bringen und beide klar von einander abzusetzen. Der Seidengrund der Brokate ist am allerhäufigsten rot, oder richtiger er war rot, denn meistens ist das Rot der italienischen Trecentobrokate zu einer fahlen Lehmfarbe verschossen. In der Echtfärberei haben die Italiener dieser Zeit ihre alexandrinischen und byzantinischen Vorläufer nicht erreicht; erst die Samtgewebe der Spätgotik zeigen ihre Färbekunst auf der Höhe der Vollendung. Andere Grundfarben der Brokate sind dunkelblau, das zuweilen ins violette fällt, dann grasgrün, schwarz, Belte, ner weiß und gelb.

Die zweitgrößte Gattung umfaßt die Seidenstoffe mit ursprünglich himbeerrotem, jetzt oft verblichenem Grund und grün,weiß,goldenen Mustern (vgl. T. 155 und Abb. 459). Diese Farbenstellung ist von den grünroten Diasperstoffen Luccas abgeleitet; grün bleibt

die Hauptfarbe des Musters, das Weiß dient zur Belebung. Auch das Gold ist hier unter, geordnet; wenn es nicht durchgehende Streifen bildet, wird es, wie bei den Diaspern, nur in weiten Abständen einbroschiert, oder es fehlt ganz (vgl. T. 160). Zuweilen tritt himmel, blau bei sonst gleichbleibenden Farben an Stelle des Grün (vgl. T. 177).

Eine viel seltenere, höchst vornehm wirkende Farbenstellung bringt saftgrüne Muster, zuweilen mit weiß, etwas rot und hellblau gehöht, auf tiefblauem oder blauviolettem Grund. Das Gold wird hier in gleich sparsamer Weise wie bei der vorausgehenden großen Gruppe verwendet oder ganz vermieden.') Schließlich sind die einfarbig weißen, roten oder grünen

tica de uno et eodem panno de Cypre, cujus campus albus est, in quo campo sunt plures capelli de filo aureo facti cum 3 nodis fratrum minorum, in quibus sunt figurati ayes et leones. Gay, Glossaire S. 580. ') Beispiele dieser Art sind die Tafeln 158 und 146, bei denen jedoch das Grün nicht richtig wieder, gegeben ist.

F a l k c. Seidenweberei.

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