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0199 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 199 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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Abb. 454. Persischer Seidenbrokat 17.-18. Jahrh.

als Halbfiguren dargestellt, zeigt das stilverwandte Gewebe Tafel 178 (Abb. 457); unter Palmen symmetrisch adoso siert hetzen die Jägerinnen ihre Hunde hinauf gegen die Löwen, denen an, dere Frauen — wieder mit dem hoch% flatternden Haar — aus einem Geo bösch herab in die Mähne greifen. Ihrer mittelgotischen Tracht ist eine sichere, auch für die nächstverwandte Gruppe. giltige Datierung zu ent. nehmen: Die Frauen am Palmbaum haben über den Ausschnitt des knapp anliegenden Kleides die Gugel angeo zogen, deren Zipfel über den Rücken herabhängt. Iri dieser langgeschwänzt ten Form ist die Gugel um die Mitte des 14. Jahrhunderts in die vornehme Tracht aufgenommen und einige Jahro zehnte , bis 1370 etwa, getragen wor. den. Ist schon die Darstellung jagen, der Frauen der sarazenischen Kunst

des späten Mittelalters vollkommen fremd, so wird durch diese der ganzen Jagdmuster, gruppe gemeinsame europäische Tracht jeder Gedanke an arabische Herkunft endgiltig bet seitigt und auch die Möglichkeit, diese Stoffe mit J. Lessing bis 1300 oder weiter zurückzuo schieben, ausgeschlossen.') In dieselbe Zeit fällt noch, trotz seines vorgeschrittenen Realiso mus, ein roter Brokat mit Jägerinnen, die ihre Beute an einer Gerte über die Schulter tragend, Hund und Jagdleopard zusammengekoppelt zum Brunnen führen (Abb. 458). Eine Variante dieses Motivs der wasserschöpfenden Frauen war schon 1387 im Prager Dom vorhanden.2)

Dem Zeichner der beiden Gewebe Abb. 446 und 447 steht das Antependium in Stralsund Tafel 179 (Abb. 459) sehr nahe, mit Burgen und Bäumen, in deren Kronen Schwäne und Bären sitzen, auf welch letztere Jägerinnen ihre Pfeile herabsenden. Zwischen diesem Stoff und den Abbildungen 446 und 447 steht als Verbindungsglied eines der schönsten luccanischen Gewebe von seltener Farbenstellung, auf violettem Grund blau und schwarz mit etwas weiß und rot gemustert, das dem reichen Textilschatz des Klosters Lüne in Lünet burg gehört, wo es früher als Bahrtuch gedient hat. Mit den grasbewachsenen Felsen der Abb. 446 und 447 vereinigt es den Baum von Abb. 459, mit einem Hund in der Laubkrone, zu dem ein Bär hinaufklettert. Das auf Abb. 459 (T. 179) dargestellte Motiv des Bären, der

auf einem Baum vor seinen Verfolgern Schutz sucht, ist mutatis

Susandschird S. 148 eine sehr geschraubte Erklärung gegeben — „Der Hund außer, halb der Jagd ist das Anzeichen von Reichtum oder Glücksgütern für die nach Unterhalt suchende Person" — und dergleichen mehr, die als erledigt gelten kann, da sie gleich den anderen Musterdeutungen Karabaceks noch von der unmöglichen Voraussetzung ausgeht, daß die gotischen Muster Italiens arabische Erfindung seien.

  1. Auf ähnliche Jagdmuster ist vielleicht die Beschreibung einer Kasel im Inventar von S. Georges du Puy en Velay von 1352, Gay S. 573 zu beziehen: „Casula operata cum quadam ymagine, leonibus et avibus circumdata". Imagines werden in den mittelalterlichen Stoffbeschreibungen immer die menschlichen Figuren genannt.

  2. Inv. von S. Veit: „Item cappa de nachone in rubeo, habens turres aureas et puellas in mitris aureis cum faciebus albis, haurientes aquam".

Abb. 456. „Sirene", ostasia,
tische Lackarbeit 8. Jahrh.
1m Shosoin zu Nara.

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