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0200 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 200 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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mutandis wieder in der persischen Buch: malerei nachzuwei: sen (Abb. 460), aller: dings erst zwei Jahrs

hunderte später. Während die ihren Falken dressierenden Frauen auf dem Frag ment Tafel 180c zu einem lockerenStreu: muster verarbeitet sind , bedeutet der leider sehr undeut:

lich gewordene Schweriner Brokat Tafel 180a, obwohl

gleichzeitig, den Höhepunkt der rea: listisch : landschaftli:

chen Auffassung. Hier sind zum erstenmal neben den Jägerinnen auch Männer in der Zeittracht um 1370 dargestellt, von Hund und Jagdleopard begleitet, an blumigen Hügeln stehend, aus deren Höhlen Hasen hervorlugen. Die Baumkrone umschließt den Ober: körper einer Frau, die auf den Hirsch herabdeutet, den der Pfeil der Jägerin erreicht hat. Löwen und Falken füllen die Zwischenräume.')

Von den Jagdstoffen ist der grüne Goldbrokat mit der auf zwei Greifen thronenden Königin Minne (Tafel 181 =Abb. 461) zeitlich und örtlich kaum verschieden. Das Kleid der Königin, bis an die Schultern ausgeschnitten, schmiegt sich gleich der knappen Tracht der gebeugten Knies sich nahenden Jünglinge in spannender Enge um Brust und Hüften, um dann in weiten Falten auf die mäßig langen Schnabelschuhe herabzufallen.2) Der Gürtel ist bei allen drei Figuren bis zum Schenkelansatz heruntergesunken; die untere Aus: weitung der Ärmel deckt die Handfläche. Das ist die Tracht aus der Zeit Kaiser Karls IV; sie enthält nichts, was auf eine Entstehung des Musters nach dem Jahre 1370 hindeutet.

Luccanische Gewebe mit der Verkündigung werden zwar zuerst in einem Pariser In: ventar vorn Jahre 1416 erwähnt, doch schließen sich mehrere der erhaltenen Stücke un, mittelbar an die profanen Figurenstoffe des Trecento an. Die Verkündigungstoffe Ab= bildung 462 und Tafel 182a, b sind in der Textur den ebenbesprochenen Trecentobrokaten mit weltlichen Mustern völlig gleich; daß sie auch stilistisch zusammengehören, zeigt ein Vergleich der Vögel auf Abbildung 462 und Tafel 182b mit dem Brokat T. 175a (Abb. 446). Die Verkündigung Tafel 182a, im Original von pseudoarabischen Schriftstreifen eingefaßt, ist in Danzig mit dem noch sicher trecentistischen Brokatmantel Abb. 437 als Besatz zu: sammengearbeitet.

Obwohl die endlose Wiederholung von inhaltlich bedeutungsvollen biblischen Bil: dem oder heiligen Figuren nicht grade glücklich wirkt, sind diese kirchlichen Stoffe doch

  1. Das Blütenmuster Tafel 180b hat stilgeschichtlich nur insofern Bedeutung, als es die Tatsache be stätigt, daß im späten wie schon im hohen Mittelalter neben den Tierbildern auch rein ornamentale Muster gewebt wurden.

  2. Die Königin hat nicht, wie in der Tafelbeschreibung steht, Teufelskrallen; die Tierfüße unter dem Gewand gehören natürlich den Greifen des Thronstuhls.

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Abb. 460. Persische Buchmalerei 16. jahrh.

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