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0223 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 223 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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Abb. 489. Italienischer Goldbrokat um 1400. Kgm. Berlin. Nach Dreger.

Löwe kommt im PariserSkizzenbuch fol. 72 b vor, aller: dings nicht als Tex, tilentwurf, sondern in der Art einer Na.

turstudie (Golu.

bew T. 77). Mit den Zeichnungen und den vorgenannten Stoffen hat dieses Stück zudem den gleichen Grad isla. mischen Einflusses gemeinsam.')

Den weiteren Verlauf der Seiden. kunstVenedigswer. den wir im Ab.

schnitt der Spätgotik verfolgen.

Als Anhang der früh. und mittelgotischen Gruppe beanspruchen noch einige italie. nische Stoffe unbestimmter Herkunft eine kurze Erwähnung. Bei der Brandenburger Brokat• kasel Tafel 193 a erinnern die Blattwedel, welche sitzende Löwen umgeben, an Lucca, wall. rend der Stralsunder Stoff Tafel 193 b mit gegenständigen Schwänen und Greifen den lockeren Goldeinschlag mit venezianer Geweben gemein hat. Beiden Stücken fehlen jedoch nicht nur die ornamentalen Leitmotive der zwei führenden Seidenstädte, sondern auch die Sicher. heit und Klarheit der Zeichnung, die deren Erzeugnisse fast durchweg auszeichnen. Den goldbroschierten weißen Seidendamast Tafel 194 setzt die Tafelbeschreibung nach Spanien. Dafür läßt sich anführen, daß die arabische Schrift in den Bandrollen viel echter aussieht, als es bei italienischen Stoffen der Fall zu sein pflegt. Dagegen jedoch, daß die Palmetten und spinnenartigen Insekten nicht aus dem spanischen Goldfaden mit gelber Seidenseele, sondern aus italienischem Leinengoldfaden einbroschiert sind. Außerdem sind technisch ähnliche weiße Damaste mit Goldbroschierung unter den italienischen Stoffen des 15. Jahr• hunderts nicht selten, während im spanischen Bestand keine Analogie dazu vorhanden ist. Auch der Brokat Tafel 195 mutet zunächst durch die an islamischen Geweben häufige Zickzackteilung und durch die steigenden Löwen spanisch an; doch ist wieder italienischer, nicht spanischer Goldfaden verwendet. Das Bandgeflecht deutet auf die Renaissance; schwer: lich fällt der Stoff vor das 15. Jahrhundert.

Die beiden auf Tafel 196 a, b vereinten Brokate gehören durch die im Gegensatz zu den meisten luccanischen und venezianischen Rotbrokaten unverblichene hochrote Grund. farbe und durch die Beschaffenheit des Goldfadens zusammen. Sie sind außer den auf Tafel 138 b und T. 124 d abgebildeten Stücken die einzigen Trecentostoffe, die statt der sonst in Italien alleinherrschenden Darmgoldfäden ein metallisches Gespinnst aus vergoldetem Silberlahn über einem gelben Seidenfaden aufweisen. Dadurch scheiden sie aus den zwei großen Gruppen von Lucca und Venedig aus, von denen beide auch stilistisch abweichen.

1) Das Motiv des Adlers, der seiner Beute die Augen aushackt, ist als einseitiges Webemuster auch auf einem schwäbischen Bild im Bayr. Nat. Museum, Gemäldekatalog VIII nr. 246 zu sehen, das um 1440 angesetzt wird.

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