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0234 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 234 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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dern immer ein zwar starkes, aber glattes Seidengewebe. Darüber lassen zahlreiche Inventar, beschreibungen keinen Zweifel. Der Gegensatz zum Samit war der Zendal, unter welchem Namen die leichten ungemusterten Taftseiden zusammengefaßt wurden. Im venezianer Zunftstatut von 1278, in einer Zeit also, in der die Samtweberei noch gar keine Rolle spielte, werden alle Seidenweber als Samitarii bezeichnet. ') Erst die Verbindung Pannus vellutus oder Sciamito velluto, d. h. fellartiger, pelziger Stoff, bedeutet wirklichen Samt. In der deutschen Sprache ist davon nur das Wort Samt hängen geblieben, während Italien, Frank, reich, England, Flandern das eigentliche Kennwort velluto, velours, velvet, fluweel fest; gehalten haben.

Für die allgemein geltende Ansicht, daß die Samtweberei orientalischen Ursprungs ist, läßt sich nur eine Stelle im päpstlichen Schatzverzeichnis vom Jahre 1295 anführen, wo ein gelber tartarischer Samt erwähnt wird.2) Dem stehen jedoch in derselben Quelle meh, rere Carpita de panno serico velluto ohne Herkunftsangabe gegenüber. Der tartarische Samt: stoff stammte wohl aus Persien, wo die Samtweberei späterhin, vom 16. Jahrhundert ab, Ausgezeichnetes leistete. China kommt nicht in Frage, da Ostasien die Samtweberei erst in der Neuzeit vom Westen gelernt hat. Nach Pegolottis Pratica della Mercatura vom Jahre 1340 wurden Seidensamte in Konstantinopel, Messina, Venedig und Genua (velluti di seta di ogni ragione) gehandelt.3) Eine Seltenheit sind sie also damals nicht mehr gewesen. Im Jahre 1347 erhielten in Venedig die Samtweber vom großen Rat die Erlaubnis, neben der großen Seidenzunft, die alle am Seidengewerbe beteiligten Kaufleute und Handwerker, die Haspler, Zwirner, Spinner, Färber, Weber umfaßte, eine eigene Zunft zu bilden, „da sie zahlreich und in steter Zunahme begriffen waren".')

Während das römische Inventar von 1295 nur ungemusterte Samtstoffe kennt, werden im 14. Jahrhundert bereits einfarbige Samte mit Goldmustern erwähnt. So in den Rech, nungen König Eduards III von England vom Jahre 1327 eine „Roba pro rege de panno velvetti viridis ad aurum", oder 1363 im Besitz des Herzogs der Normandie „deux veluiaux verdes ouvrez à arbres d'or". Auf dieser Anfangsstufe der Samtmusterung steht eine Dal, matik in Danzig aus grünem Samt mit schlichten Goldstreifen, die freilich auch jünger sein könnte. Von Samtstoffen, die nachweislich vor 1400 entstanden sind, ist nichts nennens, wertes erhalten. Erst im Anfang des 15. Jahrhunderts ist von reicher gemustertem Seiden, samt die Rede, zum Beispiel im Nachlaß der Margarete von Flandern 1405: Une chappe de velours cramoisy a fleurs de lys et branches de pommes de pin d'or. Gleichzeitig tritt Venedig mit seinen schönen Buntsamten wie Abbildung 494 hervor. Lucca muß damals Ähnliches gemacht haben; Mailand und Genua folgen in einigem Abstand. In den Hof rechnungen der Herzöge von Burgund, der stärksten Abnehmer kostbarer Stoffe, wird ne, ben vielen anderen bei lucchesischen Kaufleuten in Paris und Brügge gemachten Erwer, bungen im Jahre 1412 ein schwarzer Samt erwähnt, gemustert mit großen Blättern, halb rot, halb grün, mit weißen Blümchen und broschiertem Gold, also genau in den Farben der Abbildung 494. Ferner aus dem Jahre 1416 ein schwarzer Samt in zwei Höhen „drap de velueau sur velueau noir brochié d'or", dem Luccheser Bettin in Brügge zum Preis von 110 Ecus d'or das Stück abgekauft.$)

Wieder soll Persien den Italienern die Samtvorbilder geliefert haben. Man geht gewiß nicht fehl mit der Annahme, daß auch Persien im 15. Jahrhundert die Samtweberei geübt

  1. Broglio d'Ajano, S. 17.

  2. Inv. nr. 1276: Item unum frustrum de panno tartarico velluto iallo, longum de tribus brachiis et amplum de uno pede.

  3. Gay, Glossaire S. 375. Broglio d'Ajano, S. 29. 5) Zahlreiche ähnliche Zitate bei Francisque Michel II, S. 203 f.

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