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0278 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 278 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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In den Frührenaissancestoffen war eine der Arnostadt eigentümliche Richtung geschaffen, die in ganz Europa Anklang fand') und in Venedig selbst, wie die Bilder Crivellis lehren, erfolgreich sich behauptete.

F. Spätmittelalterliche Gewebe aus Deutschland.

Ober die deutsche Kunstweberei des späten Mittelalters ist weniger bekannt als über die der romanischen .Zeit. Die ziemlich häufigen Futterstoffe aus Leinwand, die durch Modeldruck Rapportmuster erhielten, meist vereinfachte Nachahmungen der gleichzeitigen Seidenstoffe, kommen hier nicht in Betracht, weil die Weberei nur den ungemusterten Grund. stoff zu liefern hatte. Auch von den gewirkten Cölner Borten muß ich an dieser Stelle ab: sehen. Ihre in Seide und Hautgold ausgeführte Ornamentik aus streng stilisierten Blüten. bäumchen, Rosetten, Wappen, Inschriften und Heiligenfiguren zeichnet sich durch große Selbständigkeit aus, und die unverwüstliche Arbeit erklärt die weite Verbreitung, die diese Paramenten fanden. Sie zählen aber nicht zur eigentlichen Rapportweberei, weder stilistisch noch technisch.

Wahrscheinlich deutsche Arbeit aus der Zeit vor 1400 ist eine sehr seltene Gattung von Halbseidenstoffen, deren Hauptkennzeichen die Kette aus dunkelblau gefärbten Leinew schnürchen ist. Mit feinen , wenig sichtbaren Schußfäden locker gebunden , bildet sie den dunklen Grund für die aus weißer (auch etwas roter und grüner) Seide und aus Darmgold eingeschossenen Muster. Die letzteren (Abb. 551) sind vergröberte, sonst ziemlich treue Wiederholungen luccanischer Diaspermuster aus dem 14. Jahrhundert (vgl. Abb. 275). Da nur einige Stücke in den Stoffsammlungen von Berlin, Düsseldorf und London bekannt sind, läßt sich über die Heimat noch nichts sagen.

Umfangreicher ist eine Gruppe niederdeutscher Halbseidenstoffe, von der das Museum in Braunschweig aus der dortigen Martinskirche eine Reihe vollständiger Meßgewänder besitzt. Hier wird die weißliche Leinenkette durch den Einschlag aus Seide und Darmgold

dem Auge verborgen. Meistens steht das Muster weiß auf rot, doch kommen auch mehrfarbige

Stoffe vor. Seltener sind Halbseidenbrokate, deren

weitständig eingeschossener Darmgoldfaden dem Gespinst der Cölner Borten ähnelt. Die Blütezeit

der Gattung fällt in die zweite Hälfte des 15. Jahr,

hunderts, denn der vorherrschende Mustertypus (Abb. 552, Kasel in Braunschweig und Abb. 553,

Kasel im Museum Schwerin) lehnt sich an die italienischen Brokate jenes Obergangsstils, der Tierbilder mit spätgotischem Pflanzenornament

1) Ein starker Einfluß der florentiner Frührenaissance. stoffe ist in Spanien bemerkbar. Das Muster eines der schön. sten spanischen Knüpfteppiche im Berliner Kunstgewerbe. museum (Bode, Vorderasiatische Knüpfteppiche fig. 86, Lessing, Vorbilderhefte XIII, 16) ist nichts anderes, als eine vergrößerte Variation des florentinischen Seidenstoffes Abb. 535 und der prachtvolle Goldsamtmantel mit den Wappen von Kastilien, Leon, Aragon, Valencia und Granada , den das Lyoner Museum aus der Sammlung Spitzer erwarb (abgeb. Cox T. 31 u. 33; Collection Spitzer V, Etoffes T. 5) ist technisch und stilistisch von der Polla• juologruppe abhängig.

Abb. 554. Venezianer Brokat 2. hälfte 15. Jahrh.

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