National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF Graphics   Japanese English
0293 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 293 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000240
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

b. 566. Italienische Barocktapete mit plastischen Motiven; um 1650: Kgm. Berlin.

Ab

Abb. 566 als Beispiel anzuführen. Eine besondere Richtung ist aus solchen Grenzüberschreitungen in. dessen nicht entstanden; die untextilen Formen sind immer Fremdkörper innerhalb des Flachornaments geblieben.

Eine Steigerung und Veredlung in technischer Hinsicht und in der Farbigkeit hat die Renaissance der Seidenweberei nicht gebracht, schon deshalb nicht, weil das italienische Seidengewerbe des 16. und 17. Jahrhunderts viel mehr auf die Massen. erzeugung gangbarer Stoffe für den breiten Bedarf, als auf hohe künstlerische Ziele gerichtet war. Die Prachttexturen der Spätgotik sind wohl gelegentlich noch erreicht, aber nicht mehr übertroffen worden. Eine reiche und gewählte, Vielfarbigkeit ist manch; mal bei venezianer Samten aus der Zeit des Ober. gangstils und vielleicht noch etwas länger in Florenz zu finden (Abb. 567); dann gewinnt mit der Spät. renaissance neben den einfarbigen Damasten die Zweifarbigkeit durchaus die Oberhand. Sie be. herrscht mit ihren starken und einfachen Gegen. sätzen in gleicher Weise die glatten Seidenstoffe wie die Samte. Bei den letzteren wird das Muster in der Regel dunkel auf hell— die allerhäufigste Zusammen. stellung ist rot auf gelb (T. 272, 273) — in der Weise gewebt, daß auf glattem Grund der geschorene Samt von ungeschorenen Umrissen eingefaßt wird, die zu. gleich die Binnenzeichnungen herstellen (vgl. T. 249, 251, 269). Diese Textur dient vereint mit der Zwei. farbigkeit aufs beste dem Drang der Renaissance nach scharf umrissenen Ornamenten, die sich deut. lich, fast greifbar körperhaft vom Grund abheben sollen. Es ist dieselbe Geschmacksrichtung, welche die Auflage. oder Applikationstickerei zur bevor. zugtesten Sticktechnik des 16. Jahrhunderts erhoben hat. Bei dem in besonders reinen Renaissanceformen gezeichneten Samtstoff T. 272 ist offenbar die Wir• kung einer Applikationsarbeit beabsichtigt und er. reicht worden. Den starken Lichtkontrast zwischen der geschnittenen und der ungeschnittenen Samt. fläche haben die Renaissance, und Barockzeit so viel als möglich ausgenützt.Während die Gotik einfarbige Samtstoffe durch den Flor in zwei Höhen zu mustern pflegte, wählt die Folgezeit dafür geschorene Flor. muster auf ungeschnittenem Grund (T. 274) oder umgekehrt (vgl. T. 258). Italien und Spanien haben davon gleich zahlreiche Denkmäler hinterlassen.

Die Blütezeit der Tapetenweberei umfaßt das

ganze 17. Jahrhundert. Die Seiden- und Samttapeten

mit ihren großen, bahnbreit ent,

125