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0325 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 325 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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wegzuleugnen. Dem stehen aber höchst an. erkennenswerte Vorzüge gegenüber. Mit den weitständig über die Flächen verteilten Sternen, Rosetten, Kränzen, Leiern (T. 314a, b), die als der Normaltypus der Empiregewebe gelten, haben sich die Lyoner Musterzeichner des Kaiser. reichs, unter denen J. F. Bony (f 1825) die erste Stelle einnahm, keineswegs begnügt. Im Gegen: satz zur späten Louis XVI.Zeit, die das vor: nehme Tapetenmuster ganz in den plastischen abgepaßten Panneaustil abirren ließ, haben sie die zusammenhängenden Rapportmustergroßen Stils wiedergefunden und eine ziemlich flachen. hafte, textilgemäße Darstellungsweise zu Ehren gebracht (Abb. 603).

Da die meisten klassischen Motive, die den Hauptinhalt der Empiremuster ausmachen, wie der Akanthus, die Palmetten, Lorbeer, Epheu, Eichenkränze, Mäander, ihrem antiken Wesen gemäß der vielfarbigen Darstellung widerstreo ben, so bleibt für den plastischen Naturalismus, der die bunte Broschierung nötig hat, nur wenig Raum übrig. Die antikisierenden Formen werden in einfarbigen Damasten oder zweifar.

bigen Stoffen und Brokaten ganz flach etwa in der Art der Berliner Stoffe T. 316c, 317,1) oder in drei, und vierfarbigen Lampasgeweben in einer Art Reliefstil ausgeführt , den auf

unseren Tafeln die Berliner Tapeten T. 315, 316 a, b veranschaulichen. Z) Eine technische Neuerung waren die von Napoleon am meisten geschätzten Chinésamte , bei denen durch

mustergerechtes Färben oder Bedrucken der Kette vor dem Weben ein vielfarbiges Flormuster erzielt wurde. Das schwierige und sehr kostspielige Verfahren wurde am besten von Pernon und seinen Nachfolgern Gebrüder Grand geübt ; das Hauptstück ist eine Samttapete mit voll. kommen plastisch dargestellten Weinkränzen und Oleanderzweigen für Fontainebleau 3)

Der klassizistische Stil hat in der Tapetenweberei das erste Kaiserreich überdauert und namentlich in Berlin, wie die Tafeln 315-317 zeigen, noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts

recht Ansehnliches geschaffen. Als er gleich dem wieder mächtig ins Kraut geschossenen Naturalismus erschöpft war, folgten wie auf anderen Gebieten die Entlehnungen alter Formen, die sich schnell überlebten. Überhaupt war das 19. Jahrhundert für künstlerische Fortschritte in der Seidenweberei nicht günstig. Denn es wandte seine Kräfte vor allem auf die Verbillio gung und Massenerzeugung durch die Vervollkommnung der Maschinenarbeit. In Lyon stieg die Zahl der Webstühle von 20000 im Jahre 1819 auf 50000 im Jahre 1848 und auf 120000 im Jahre 1870. Auf diesem Wege ist die Kunst notwendigerweise zu kurz gekommen.

C. Die orientalische Seidenweberei seit 1500.

Das Jahrhundert der Renaissance war auch für die Kunst des islamischen Morgen. landes eine Zeit des Aufschwungs und der Neubildung. Die nationalen Gegensätze treten

  1.  

Vgl. Dumonthier, T. 29, 32,

53,

56, 63, 64.

  1.  

Vgl. Dumonthier, T. 26, 34,

36,

53, 56 u. a

  1.  

Dumonthier, T. 31.

 

 

Abb. 603. Vorhangstoff für Fontainebleau, von Grand frères

in Lyon um 1810. Nach Dumonthier.

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