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0021 Am Tor von Asien : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / Page 21 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000243
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DIE FELSBILDNISSE DER LU LLUKÖNIGE

Eine Tagereise östlich Qasr i Shirin liegt die kleine Ortschaft Sarpul, der „Brückenkopf", mit einem alten Übergang über den hier aus einem wilden Felsentor hervorbrechenden Alwän-Fluß. Tafel I. Noch an der Schwelle der Neuzeit heißt der Ort Hulwän, das ist das uralte Alwan, wie Hauptort und Name eines selbständigen Reiches um 2000 v. Chr. erscheinen. Während die Schutthügel unter der modernen Ortschaft die Reste dieser alten Ansiedlung bergen müssen, trägt das Felsentor die Zeugnisse seiner Geschichte in Gestalt von vier Felsdenkmalen. /4/

Das erste Denkmal, Tafel II und Abb. 1, welches hier zum ersten Male in photographischer Wiedergabe veröffentlicht wird, liegt auf dem linken Flußufer, auf einer senkrechten Wand, hoch über der Ebene. Es trägt eine entzifferte Inschrift:

„Annubanini der mächtige König, König der Lullu, sein Bild und das Bild der Göttin Innina hat er auf dem Berge Batir anbringen lassen". Weiter ein Fluch den Zerstörern des Bildes oder der Inschrift.

Bisher ist uns dieser König Annubanini geschichtlich nicht bekannt. Aber es kann kein Zweifel' sein, daß das Relief, Abb. 1, in die Blütezeit der sumerischen Kunst unter Narim-Sin von Agadé gehört, daß wir uns also im Beginn des dritten Jahrtausends befinden. Die berühmte Stele des Naräm-Sin, in Susa gefunden und im Louvre aufbewahrt, das reifste Werk der sumerisch-babylonischen Kunst, zeigt gerade des großen Eroberers Triumph über das Volk der Lullu in ihren Bergen. /5/

Unser Denkmal stellt Annubanini dar, wie er den Fuß auf den größten seiner besiegten Feinde setzt, der die Rechte flehend erhebt. Vor ihm schwebt seine Göttin Innina, die ihm zwei andere Feinde gefesselt heranführt. Ein unterer Streifen enthält nochmals sechs Unterworfene, rechts davon die Inschrift.

Der künstlerische Gedanke des Bildes ist unmißverständlich : wie meist wenn geschichtliche Vorgänge nicht einfach in epischer oder dramatischer Weise dargestellt, sondern in eine symbolische Handlung zusammengefaßt sind. Das ist hier ja schon durch das Auftreten der Göttin offenbar, und man darf daher auch annehmen, daß der Vorgang gar nicht ein einzelner war, sondern daß die neun unterworfenen Feinde etwa neun siegreiche Feldzüge des Königs bedeuten. Alles ist in dieser alten Zeit Bedeutung, Sinnbild. Und daher ist auch die Vermutung erlaubt, daß auch dieses Bild magischen Sinn hat, daß es den Triumph des Königs nicht nur verherrlichen, verewigen, sondern vielleicht erst erzwingen will.

Einige Einzelheiten erfordern eine Erläuterung: der König trägt auf dem Haupt die Kappe der Sumerer; um die Hüften hat er ein Tuch von flockiger Wolle, gehalten durch einen verzierten Gürtel; an den Füßen schöne Sandalen, um den Hals eine Perlenkette, an den Handgelenken Armbänder; Ohrringe scheinen zu fehlen. Die Waffen sind: in der Rechten Bogen und Pfeil, an der Hand selbst den Fingerschutz, in der Linken das Wurfholz, im Gürtel zwei Dolche. In Tracht und Bewaffnung mischt sich hier Sumerisches und Babylonisches, ohne daß etwas Einheimisches zu unterscheiden wäre.