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0047 Am Tor von Asien : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / Page 47 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000243
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winkel der griechischen aus betrachtet. Man weist darauf hin, daß die Perserkönige Statuen wie die Tyrannenmörder Harmodios und Aristogeiton des Antenor, die Artemis von Brauron, den Apollon von Kanachos aus Didyma entführt und in ihren Hauptstädten aufgestellt, und daß griechische oder halbgriechische Künstler wie ein Telephanes von Phokaia, ein Lyder Pythios für sie gearbeitet haben. Dazu die Tatsache, daß die ionische Kunst der Zeit von Pasargadae und Persepolis, also von der Mitte des 6. zur Mitte des 5. Jahrhunderts, an innerem Wert und äußerem Können die achaemedische Kunst längst überflügelt habe. Das alles ist richtig und doch wäre die Folgerung der Abhängigkeit und wesentlichen Beeinflussung der achaemenidischen Bildhauerei durch die hellenische eine einseitig gesehene und falsche.

Man könnte zu diesen Nachrichten noch die morgenländische bei Hamza von Isfahän stellen, Hûmäi, die ihm ja als Erbauerin von Persepolis gilt, habe rhomaeische Arbeiter an ihren Bauten arbeiten lassen. Indes ist das nichts als ein Schaffen der Vergangenheit nach dem Bilde der Gegenwart; denn diese Nachricht stammt aus einer Gestalt des sasanidischen Königsbuches und wirft das Bild der sasanidischen Zustände einfach in die sagenhafte Vergangenheit zurück. Die Sasaniden ließen in der Tat ihre großen Ingenieur- und Kunstbauten von römischen Kriegsgefangenen oder teuer belohnten Baumeistern erbauen.

Auch die Stelle bei Diodor I. 46, über die Verwendung ägyptischer Künstler ist von keinem Belang. Sie entstammt der Schilderung und Geschichte von Theben, die voll ist des eifersüchtigsten Lokalpatriotismus. Sie gibt die priesterliche, parteiische Überlieferung von der Verbrennung und Plünderung der Tempel Thebens durch Kambyses, durchaus nicht glaubwürdig, und fügt hinzu: „Eben damals haben die Perser, weil sie diese Schätze nach Asien mitgenommen und auch Künstler aus Ägypten geholt haben, jene berühmten Paläste in Persepolis und Susa und in Medien gebaut." Zur Erklärung der ägyptisierenden Hohlkehlen an den Palasttüren, der geflügelten Sonnenscheiben auf den Baldachinen gebrauchen wir diese ägyptischen Handwerker nicht. Diese Elemente gehören zum Handwerkszeug der Kunst dieser Zeit, die im wesentlichen von der aramäischen Bevölkerungsschicht getragen wird, und vollkommen der im ganzen Reich geltenden aramäischen Verkehrssprache entspricht. Handwerk, Grundsätze des Entwurfs, Stoffe und Vortragsweisen der achaemedischen Kunst sind nicht ägyptisch beeinflußt.

Sicher haben Handwerker der verschiedensten Herkunft an den Bauten und Bildhauereien der Großkönige mitgewirkt. Und es ist wahrscheinlich, daß diese genau wie später unter den Umayyaden und ersten Abbasiden aus allen Provinzen des Reichs auf dem Wege der Leiturgie herbei geschafft wurden. Das heißt, es gingen Erlasse an die Satrapen, aus ihren Ländern Handwerker und Baustoffe gegen Bezahlung, aber in Frohn, zu liefern. So ist auch wohl die tendenzhaft entstellte Nachricht der ägyptischen Priester bei Diodor zu verstehen. Auf diese Weise erklärt sich etwas sehr Merkwürdiges: Die achaemenidische Kunst lebt allein an den Königssitzen, vielleicht an denen der großen Satrapen. Wir haben ihre Zeugen aus Pasargadae, Persepolis, Susa, Agbatana, Babylon. Vielleicht darf man Daskyleion hier erwähnen. Aber sonst ist bisher von achaemenidischer Baukunst und Bildhauerei nichts bekannt geworden. Und sie sind auch sonst kaum vorstellbar. Die Reste von Werken der Perserzeit in Ionien, im inneren Kleinasien, in Syrien und Ägypten sind anders; in ihnen setzt sich die Überlieferung der betreffenden Provinzen fort, und nur gewisse Eigentümlichkeiten sind Anzeichen der Gleichzeitigkeit. Die