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0049 Am Tor von Asien : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / Page 49 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000243
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eignis gegenüber. Eine Fremdherrschaft ohne Einschränkung ertrug offenbar ihr Stolz nicht, und so machte die Legende Alexander zum Sohne des vorletzten Königs der Könige Därä mit einer bald nach der Ehe verstoßenen Tochter Philipps von Makedonien. So ungeschichtlich und eitel diese iranische Gestalt der romantischen Geburtsgeschichte Alexanders ist, so liegt auch in ihr eine tiefe Wahrheit, wenn wir die Legende als Symbol fassen: Därä ist das alte Morgenland, Philipps Tochter das Griechentum, Alexander aber der Hellenismus : von Osten her betrachtet, vom großen Asien her, an dessen Tor wir stehen, ist ja das ganze Hellenentum nur ein Schößling vom großen Stamme Asiens, der Hellenismus ein Kind des alten Morgenlandes, eine Episode von tiefster Wirkung und allumfassender Weite, wie es der unsterbliche Ruhm Alexanders, der noch heute die Gemüter der Asiaten bewegt, ausdrückt, aber doch nur eine Episode von der Dauer weniger Menschenalter, gemessen an den Jahrtausenden alter, morgenländischer Geschichte. /39/

Wohl gibt es keine Fäden, die das Morgenland vor und nach Iskender dem Zweigehörnten unmittelbar verknüpfen. Alles was nach dem Hellenismus aus dem alten Morgenland lebendig geblieben ist, ist durch das Medium des Hellenismus hindurch gegangen, durch griechischen Gedanken befruchtet und neu gestaltet worden. Aber Asien ist Asien geblieben bis auf den heutigen Tag. Und wird es bleiben, und wird, wie es den Hellenismus verdaut und ausgeschieden hat, so die Europäisierung verdauen und Asien sein. Und Europa, das sich stets als äußerster Gegensatz und als Sonderwesen fühlte und doch nur Asiens Glied war, muß der Gegenwirkung Asiens erliegen, wie vor dreizehnhundert Jahren.

Alle Menschen, Scharen, Völker, die diese große Entwicklung trugen, sind durch das Tor von Asien gezogen, haben seine Denkmale betrachtet und bewundert. Uns gilt es als Unsitte, seinen Namen auf alten Denkmälern als Besucher einzukratzen. Die Welt hat es fast immer getan. So sind die Denkmale am Tor von Asien ein steinernes Fremdenbuch von höchster Denkwürdigkeit. Und einem künftigen Forscher möchte ich die Aufgabe vermachen, die uns ja wie alles verwehrt wird, dies Fremdenbuch zu lesen und zu erläutern. Es sind nicht viele Sprachen und Völker der Welt, die da fehlen. Und die Aufzeichnungen reichen vierzehn Jahrhunderte zurück, wenn nicht noch ältere Namen gefunden werden.

Der größte der Besucher hat seinen Namen nicht eingetragen. Als zweiter Dionysos von seinem indischen Zuge nach den unerhörten Leiden des Marsches durch die gedrosischen Wüsten nach Susa heimgekehrt, hat Alexander selbst das Denkmal Dareios', oder wie es für ihn schon hieß, die Stele der Semiramis besucht. Im 17. Buche Kap. 110 erzählt Diodor in schwer verständlicher Kürze den Marsch von Susa durch Sittakene, die Landschaft östlich von Baghdad und Ktesiphon, über einen sonst nicht genannten Ort Sambana zu dem unbekannten Volke der Kelonen, mit einem Abweg in die »einer Götterwohnung gleiche, an Obstbäumen und andern Genüssen reiche Landschaft Bagistane". Weiter zu den berühmten Weiden der königlichen Gestüte, und nach Agbatana. Auf dem Rückweg werden die Kossäer, das unbotmäßige Bergvolk im Pusht i Kuh unterworfen. Beim Einzug in Babylon geschehen die ersten schwarzen Vorzeichen seines nahen Todes. /40/ So hat Alexander zwei Mal das Tor durchschritten. Aber von eigenen Denkmalen hat sowohl seine Zeit wie die seiner ersten Nachfolger in dieser Landschaft wenig hinter-

lassen.