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0052 Am Tor von Asien : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / Page 52 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000243
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die zwei doch ganz griechisch wirkenden Terracotta-Bildnereien, die ich darum hier anfüge, und die Tafel XX in etwa 2/3 ihrer natürlichen Größe zeigt: Es sind Arbeiten der parthischen Zeit. Im Handwerklichen gleichen sich beide : sie sind hohl, mit nur einer Schauseite und glattem Rücken, in einer Form hergestellt, nicht frei modelliert. Beides sind Reiter.

Der Mann links sitzt auf gesatteltem Pferde, hält mit der Linken die — übrigens wie bei den Reiterinnen von Erghili — gar nicht plastisch angedeuteten Zügel und stützt die Rechte in einer für Reiter natürlichen Haltung unbeschäftigt auf die Hüfte. Er trägt langes Haupthaar und Spitzbart; seine Kopfbedeckung ist nicht recht kenntlich. Die Kleidung gleicht der der silbernen Statuette des Meders : ein faltiger, langer Rock, um die Hüften gegürtet, darunter lange, weite Hosen. Der Rock ist auf der Brust weit offen. An der rechten Sattelseite hängt das Bogenfutteral, ein Ausrüstungsstück auch der achaemenidischen Leibwachen und Krieger und sasanidischer Reiter, das oft dargestellt, aber meist nicht erkannt wird. Gegenüber hängt der Köcher herab, mit einer gewellten Linie darauf, für die man mehrere Deutungen geben könnte. Zur Ausrüstung gehörte nämlich ein zweiter Bogen, zwei Ersatz-Sehnen und ein Lasso. Das Pferd hebt die linke Vorderhand wie in Spanisèhem Tritt. Gebiß, Zaum-, Vorder- und Hinterzeug sind durch kleine runde Scheiben angedeutet. Alles Lederzeug war offenbar, wie bei den Marmorbildern von Erghili, gemalt und die ganze Statuette also nach Art der Tanagra-Statuetten angetönt.

Die Reiterin rechts sitzt auf einer Schabrake : mit beiden Händen scheinbar beschäftigt sie sich mit den gemalt zu denkenden Zügeln. Ihr Obergewand scheint sich im Schnitt wenig von dem des Mannes zu unterscheiden; das Untergewand ist entweder ein geteilter Rock, denn sie sitzt im Männersitz, im Gegensatz zu den achaemenidischen Reiterinnen, oder aber auch Hosen. Deutlicher als beim Manne kommt trotz der Beschädigung die Haartracht zur Geltung, die keine offenen Locken, sondern bauschig über die Ohren herabgezogenes, am Hinterhaupt aber zum Knoten geschlungenes Haar bedeutet. Leider ist nicht klar, ob über der Stirn die Vorderhaare hoch frisiert, oder aber eine Art Krone vorgestellt wird.

Beide Figuren haben einen Zug gemeinsam, der auch ohne die parthische Tracht genügen würde, ihren Kunstkreis zu bestimmen : das seltsame Größenverhältnis zwischen Roß und Reiter. Keine Rede, daß die berühmte Pferdezucht der Perser nur Ponnies hervorgebracht habe. Nur der Stil bestimmt die Größe des Reiters, die Kleinheit des Rosses. Der Mensch als der wichtigere ist auch der größere, und bei natürlichem Verhältnis erhielte die Gruppe einen Wert und Umriß, den man nicht will. So werden alle diese Reiter so groß, daß sie — bei uns verpönt — die Fußspitzen herunterdrückend fast den Boden berühren. Beide Gestalten sind wohl einfach Reiter und Reiterin, aus Interesse an diesem Gegenstand : die Parther sind ja das Reitervolk. Bei der weiblichen Figur möchte man gern an eine persönliche Deutung denken, aber es fehlen alle besonderen, etwa göttlichen Abzeichen. Vor der gleichen Frage steht man den sasanidischen Frauenbildern auf Gemmen gegenüber : sind sie nur Frauen oder Anähit ? — Der parthische Reiter, zwar nicht entfernt auf dieser Höhe künstlerischer Ausführung, ist allen Ausgräbern babylonischer und assyrischer Stätten wohlbekannt. /47/ Er ist geradezu die Leitmuschel der parthischen Schichten dieser Hügel. So glaube ich auch, daß das aramäisch-parthische Babylonien oder Assyrien die Heimat unserer beiden Reiter ist. Aber ihre Herkunft läßt sich nicht so weit zurück verfolgen. Den Reiter fand ich einmal in Scherben bei einem Kaufmann in Beirut, der neben allerhand