National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0061 Am Tor von Asien : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / Page 61 (Grayscale High Resolution Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000243
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

43

Kugeln und daran baumelnd zwei große Quasten. Der Gegner trägt eine Kugel auf dem Visier-helm, seine Lanze ist geknickt, sein Roß bricht in der Hinterhand zusammen.

Der Entwurf ist mit dem der Bahräm-Bilder so gut wie identisch. Auch Stilmerkmale wie die Behandlung der Reliefhöhen und eine Reihe von Einzelheiten wie z. B. die flatternden Binden am Helm des Gegners, besonders aber der Schuppenpanzer der Hauptfigur und das darunter

hervorquellende Gewand decken sich völlig mit denen am unteren Bildstreifen Bahrâm's II. in Naqsh i Rustam VI. Das ist nicht nur gleiche Zeit, gleicher Stil, das ist gleiche Hand. Und da tritt mit vollem Recht unsere Ergänzung des Gesetzes der Kennzeichnung durch die Kronabzeichen ein. Die dreizipflige Narrenkappe gibt es unter Kronen der Sasaniden nicht, es muß wer andres als ein Sasanide dargestellt sein.

Ein fünftes Reiterkampf bild sei hier nur zur Vollständigkeit erwähnt; es befand sich früher bei Rai in der Nähe von Tehrän, bis Fath 'AIi Shah sein eignes Reiterbild an seine Stelle setzte, und ist uns nur in zwei alten, kein Urteil gestattenden Zeichnungen von MORIER und OUSELEY bekannt. /59/

Tafel XXIII zeigt oben in natürlicher Größe den berühmten Sardonyx der National-Bibliothek zu Paris, das größte und bedeutendste Stück der ganzen sasanidischen Steinschneiderei. Auch

er gehört zu den Reiterkampfbildern. Beide Reiter stürmen in fliegendem Galopp aufeinander

los, ja ihre Rosse überschneiden sich schon mit den Vorderbeinen, ohne daß die Bewegung deshalb im geringsten abgeändert wäre, als flögen sie an einander vorbei. Der rechte Reiter ist

hier, — und das ist ganz ungewöhnlich und sicher aus der in der Steinschneiderei üblichen Umdrehung des Richtungssinnes zu erklären, so sicher als die ohne Abweichung herrschende Richtung auf einem Aberglauben beruht oder einen magischen Sinn hat, — der rechte Reiter ist hier der siegreiche Persér. Seine und seines Pferdes Tracht und Ausrüstung ist die sasanidische und der sasanidische Ursprung des Cameo ist mit Recht nie in Frage gestellt worden. Auf

dem Haupt trägt der König eine einzelne, fest abgeschnürte geriefelte Kugel; die gleichen Kugeln, uns vom oberen Bildstreifen Bahrâm's II. in Naqsh i Rustam V bekannt, sitzen auf seinen

Schultern an den Riemen des Brustschmucks. Sein Gegner ist ein deutlicher Römer. So wenig wie die Pferde folgen die Körper der Reiter der durch die Handlung erforderten Bewegung. Wie stets ist der Oberkörper in Vorder-, die Beine in Seitenansicht gegeben ; die Füße hängen lang und bewegungslos herab, mit den Spitzen die Bodenlinie kreuzend. Sicher gehört dieser Cameo in die erste Zeitspanne der sasanidischen Kunst, das III. Jahrhundert, wie schon ein flüchtiger Vergleich zwischen diesem Römer und dem vom Felsdenkmal Ardashir's II. beim Tâq i bustän, Tafel XXX, lehrt. Aber ein König mit diesen Abzeichen kommt weder da noch später vor. Daher ist die geläufige Deutung auf Shâpûr I. und das große Ereignis seiner Herrschaft, die Gefangennahme des Kaisers Valerian, falsch, wie jede geschichtliche Deutung. /60/

Auf einer Silberschüssel aus Kulagysh in der Ermitage stehen zwei Kämpfer zu Fuß, persisch Pahlawân, d. i. Athlet, Held genannt, mit der dreizipfligen Kopfbedeckung mit den Kugeln sich

gegenüber. Sie haben die verschiedensten Waffen gegen einander erprobt und verbraucht und scheinen sich schließlich gegenseitig, der eine durch Pfeilschuß, der andre durch Lanzenstich, umzubringen. Das sind sicher nicht beliebige, unpersönliche Wettkämpfer, sondern ein ganz bestimmtes, sagenhaftes, den Zeitgenossen bekanntes Paar. /61/

6*