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0093 Am Tor von Asien : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / Page 93 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000243
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letzten Sasaniden die Adlerflügel entlehnt haben. /118/ Diesem Bahräm-

Bilde gegenüber sind die Niken offen-

bar nicht einfach als »Sieg" empfunden worden. Es bieten sich als ein Paar weib-

licher Gottheiten eigentlich nur die beiden Amshaspand oder Erzengel Khürdath und Amûrdath dar, die erste von Plutarch als Verkörperung des Reich-

tums, die andre als die erlaubter Freuden ;   

bezeichnet, ihrem Namen nach aber

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»Vollkommenheit, Vollendung" und

„Todeslosigkeit, Unsterblichkeit" bedeutend. Diese ganze Bedeutsamkeit

paßt vorzüglich an diesen Ort. Khosrô II. ist der über alles reiche und siegreiche König, der Besitzer der 12 Juwelen, der vollkommene, und »Seid unsterblich" ist die Anrede, mit der man sich dem König der Könige naht. Die Bedeutungsentwicklung der Niken zu Erzengeln dieses Sinns ist obendrein verständlicht und unterstützt durch die gleichläufige Entwicklung im Abendlande von der griechischen Siegesgöttin zum christlichen Erzengel; zu ihr paßt ebenfalls die Bezeichnung Gabriel und Ariel der Engel von Konia.

Die beiden Erzengel strecken ihre Coronae der Mondsichel entgegen, die den Bogenscheitel krönt. Tafel XXXVII u. Die Sichel ist mit Schärpen an das Bogenprofil geknüpft. Dies besteht aus Wulst und Hohlkehle und ist mit einem Blattgewinde auf dem Wulst, einer Reihung dreispältiger Blüten wechselnd mit Blättern auf der Hohlkehle verziert, Abb. 18. Unten endet dies ganz als Blumengewinde aufgefaßte Profil, wie um diese Auffassung zu verdeutlichen, in breite flatternde Schärpen, die königlichen sasanidischen Schärpen. Tafel XXXIII.

Es ist merkwürdig, bis zu welchem Grade hier Baukunst malerisch aufgefaßt wird. Ich möchte um den Grad zu veranschaulichen, an die Felsblöcke als Sockel, die Tropfstein-Nischen und andre Grottesken im Rokkoko erinnern. Also nicht nur die Bildnerei, auch die Baukunst der letzten Sasaniden-Zeit wird vollständig von der Malerei beherrscht.

Das Profil an sich, Wulst und Hohlkehle, steht hier gewiß für eine hellenistische Sima, also ein 5-förmiges Traufgesims. Wenn man von der letzten Ursprungsfrage absieht, die eine Angelegen-

heit der Auffassung vom Zusammenhang griechischer und altkleinasiatischer Kunstformen ist, /119/

kann man behaupten, alle baukünstlerische Gestaltung der Gesimse, alles „Profil" ist griechischen Ursprungs. Dieser Satz ergänzt sich sofort durch die andre Feststellung, daß alle Völker, zu denen

überhaupt griechische Baukunst drang, wohl alsbald den künstlerischen Wert des profilierten Gesimses begriffen und benutzten, daß aber keines den eigentlichen Sinn und damit den griechischen Kanon bewahrte. Das Profil wird angenommen, aber mit den Profilen frei geschaltet.

Die Verbindung von Wulst und Hohlkehle ist im iranischen Gebiet die Gestalt, zu der der ganze Reichtum des hellenistischen Hauptgesimses entartet und zusammenschrumpft. Der Grund ist wohl, weil in Iran lange vor dem Hellenismus das einzige Profil ungriechischer Herkunft, io.

     

Abb. 18. Bogenprofil des Tciq i buskin