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Am Tor von Asien : vol.1 |
Es besteht also von vornherein eine innere Verwandtschaft und Wesensgleichheit zwischen dem achaemenidischen, dem ionischen und diesem sasanidischen Kapitell.
Die Erklärung der eigentümlichen sasanidischen Form fand ich 1916/17 in Kurdistän. Abb. 23 und 24 geben 12 Beispiele, die beliebig vermehrt
werden könnten, denn sie sind keine vereinzelten Vorkommen, sondernAL A B DJA
eine ganz regelrecht und ausnahmslos wiederkehrende, ja die kennzeichnende Kapitellform eines sehr weiten Kreises von Holzsäulenbauten. Kein Dorf Kurdistans, das überhaupt eine Moschee, gewöhnlich zugleich Gast- und Versammlungshaus besitzt, oder in dem irgend ein größerer Häuptling ein festes Haus hat, entbehrt der Säulenhallen mit solchen Kapitellen. Im Erdgeschoß setzt man diese Säulen zum Schutz vor Boden
feuchtigkeit auf einen Sockelstein. Im Obergeschoß können sie ohne Basis DARGÂ SHAIKHÂN
auf dem Fußboden stehn. Die Schäfte sind meist rund, nur manchmal auf dem Wege zur Rundung vielkantig, seltener vierkantig wie im Beispiel aus der Moschee von Dûshä, zwischen dem Übergang über den Ab i Shirwin südl. Alebdja und Kirminshihin.
Die Kapitelle stehen beliebig mit der Breitseite nach vorn oder quer, selbst in derselben Halle wechselt manchmal die Richtung. Das hängt von der
Lagerung der Deckbalken ab und zeigt, wie lebendig der Sattelholz-Cha- G u L P
rakter der Kapitelle, wie natürlich und bodenständig also die ganze Bauweise ist.
Die beiden Abbildungen geben die 12 Beispiele in einer Folge, die verstandesgemäß — nicht ohne weiteres auch geschichtlich — ihrer Entwicklung entspricht. Das Kapitell aus der Moschee von Spidirä zwischen Bina und Bistin — Bistän ist Bidistin, Weidenbusch, nicht etwa Bistûn,
Götterort —, zeigt einfach die Grundform eines ionischen Kapitells ohne KHARPANÎ
alle Zusätze. Das andre Stück aus dem selben Bau hat eine obre Deckplatte darauf. Bei dem Kapitell von Tuwala im Palast der Shaikh's vom Nagshbandi-Orden, in der wundervollen Talschlucht mit den Nußbaumwäldern am Südwesthang des Awramin Kiau, hat diese Auflage ein Viertelkreis-Profil. In Sardasht, auf den Almen am Osthang des schneebedeckten
Kandilin Kiau, ist das Profil umgekehrt eine Viertelkehle und die „Vo- D°511luten" haben eine schmuckhafte Kreisritzung. Das Kapitell stammt aus der
Moschee von Sardasht. Das Beispiel von Bina aus einem einfachen Haus im Ostteil des Orts an einem freien Platz gelegen, läßt die Voluten hängend, sackend werden, eine beliebte Weiterbildung. In Navsüd, in der Halle im Hause eines der vier Sultane des Awramän, des Dja`far Sultin, sieht es aus, als bestünde das Kapitell in einer beiderseits stark ausladenden Konsole, in deren Hohlkehle eine Rolle säße. Die Grundform des ionischen
Kapitells verdunkelt sich. NAODiN
14 HERZFELD, Asien
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Abb. 24. Holzsäu l enkapitelle aus Kurdistan
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