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0126 Am Tor von Asien : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / Page 126 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000243
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schon daraus hervor, das es eben ionisch, nicht dorisch ist. Der kleinasiatische Kulturkreis ist die Urheimat aller dieser innerlich wesensverwandten, baukünstlerischen Schöpfungen.

Das gilt für das höchste Altertum. Das Säulenpaar mit seinen schönen Kapitellen gibt aber weiter den sehr weitreichenden kunstgeschichtlichen Beweis, dem nicht genug Nachdruck gegeben werden kann, daß in Westiran, also dem Land, auf das sich die sasanidischen Denkmale beschränken, nicht etwa der Gewölbebau, sondern der Holzsäulenbau herrschte, der seit der Achaemeniden-Zeit, ja seit der Gründung Agbatanas /167/ dort geherrscht hatte und daher immer wieder durchbricht, so in den Sefewiden-Palästen wie Tchihil Sutün, den „Vierzig Säulen" von Isfahän, deren Verwandtschaft mit Tchihil Manär, den „Vierzig Minareten" von Persepolis immer fälschlich so gedeutet wurde, als hätten die großen Baumeister der Sefewiden die Jahrtausende unterbrochene Überlieferung aus sich heraus neu angeknüpft. Diese Auffassung ist falsch. Die Lebensdauer des Holzes beträgt in Iran nicht mehr als höchstens 400 bis 500 Jahre. /168/ Nur deshalb fehlen uns die älteren Beispiele, die aber aus der Literatur herausgesucht werden können. So ist gerade die Holzsäulen-Moschee der eigentlich iranische Typus der frühislamischen Moschee. Der Holzsäulenbau in eben den Formen, in denen er seit Agbatana und Persepolis üblich war, mit den überschlanken Schäften, den immer zweiseitig holzmäßigen Kapitellen war zu allen Zeiten die wahrhaft iranische Bauart.

Alle erhaltenen Ruinen sasanidischer Bauten zeigen uns dem gegenüber Gewölbe. Alle waren Paläste oder Lager. /169/ Das darf nun nicht mehr täuschen: sie sind erhalten eben weil Gewölbe aus Ziegeln oder Bruchsteinen in gutem Mörtel die Jahrhunderte und Jahrtausende überdauern. Nur weil das Holz diese Lebensdauer nicht hat, ist die Säulenstellung im Taq i bustän das einzige erhaltene Beispiel. Nur Palast- und Lagerruinen aber, und keine Ruinen gewöhnlichen Hausbaus gibt es eben deshalb, weil der Hausbau mit Holz, nur der Palast- und Lagerbau mit Gewölben arbeitete. Im Beweis für die Bodenständigkeit des Holzsäulenbaus und seine Übung in sasanidischer Zeit liegt also zugleich die Umkehrung einbeschlossen, daß der auf Palast- und Lagerbauten beschränkte Gewölbebau aus der Fremde eingeführt ist. Seine Urheimat war vermutlich Baktrien oder Mittelasien.

Das Zierat auf dem Kapitell ersetzt die Malerei des Holz-Urbildes durch ein flaches Relief, wie an den Seitenbildern der Grotte. Sein Schema ist wie beim Zierat der Wandpfeiler der Baum. Wieder die trapezförmige Wurzel, mit Akanthen belegt, der feste Röhrenstamm aus Schachtelgliedern, durch Ringe und umfallende Blattkelche gegliedert. Aus jedem Gliede erwächst beiderseits ein Zweig, dessen Anfang ein zusammengeklapptes Akanthosblatt umhüllt. Das Wachstum ist also ganz organisch, nicht arabesk-naturwidrig, wie noch ALOIS RIEGL nach FLANDIN'S alter Zeichnung annehmen mußte. Die Blüte, in der jeder Zweig endet, kommt aus dem Zweig, nicht aus dem Hüllblatt hervor. Als Blüten wechseln Rosetten in Vollaufsicht mit Palmetten in Seitenansicht. /170/

Die Rosetten sind beide Mal wie fünfschichtige, gefüllte Lotos gebildet, die obern acht-, die untern vierblättrig. Die Palmetten bestehn aus einem dreispältigen Kelch, in dessen Zwickeln je drei gleiche Blätter erscheinen. Am untern Zweig entspringt noch ein Paar sich stark einrollender Akanthoshalbblätter. Den Baum krönt ein Blütenstrauß nach Art der Baumkronen der Wandpfeiler. In der von ALOIS RIEGL geschaffenen Sprache der Ornamentkunde besteht die Blüte aus