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0129 Am Tor von Asien : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / Page 129 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000243
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Abb. 28. Marmor-Kapitell mit Khosrô's 11. Brustbild von Bistttn

Trotzdem an sich alle vier Seiten eines solchen Kämpferkapitells — denn das sind sie eben — ganz gleichwertig sind, ist ihr Schmuck im Widerspruch damit ganz ungleichwertig; er hat Haupt- und Nebenseiten. Zwei sich gegenüberliegende Seiten tragen immer figürlichen, die andern rein zieratlichen Schmuck. Die eine männliche Gestalt, Tafel LV und LVI 1., steht da, die Krone auf dem Haupt, die Rechte über die Brust streckend, die Linke am Schwertknauf. Krone und Gebärde sind bekannt : Khosrö. II., der den Kranz der Herrschaft erfassen will. Auf der Rückseite steht daher auch eine weibliche Gestalt, die Rechte mit dem Kranz ausstreckend, in der Linken zwischen Daumen und Zeigefinger zierlich einen Lotos haltend. Trotz aller Zerstörung der Gesichter ist die Deutung unzweifelhaft : Khosrö II. von einer Göttin mit dem Königtum belehnt. Das

andre Kapitell, Tafel LVIII, zeigt eine Göttin

und eben den selben König in der selben Handlung.

Ein zweites Paar solcher Kapitelle befindet sich im Dorf Bisti•In am Fuß von Dareios' Denkmal. Die in Abb. 28 gegebene Photographie fertigte OSKAR MANN an und 1916/17 stellte SARRE das Vorhandensein der Stücke im Dorfe fest. Die Einwohner verbergen die Steine, denen sie talismanische Eigenschaften zutrauen, gern vor Fremden. Abb. 28 läßt deutlich erkennen, daß der dargestellte König wieder Khosrö II. ist. /175/

Ein drittes Paar ist scheinbar wirklich verschollen. Mag sein, daß auch dies eines Tags wieder auftaucht. Es war in Isfahan und wir besitzen es in FLANDIN's Zeichnungen, Tfl. 27 & 27 bis. Dies Paar ist kleiner als jene, aber sonst wesensgleich. Die Hauptseiten zeigen beide Mal die Belehnung Khosrö's II. durch eine Göttin. Die Göttinnen sind offenbar verschieden, denn sie haben nicht nur,'wie ja auch die Göttinnen der andern Kapitelle Abweichungen in Krone, Haartracht und Gewand, sondern hier auch, was FLANDIN unmöglich falsch gesehen haben kann, verschiedene Nimben. Die eine hat den flammenden mittelasiatischen Nimbus, den ein weiblicher Götterkopf auf einem allerseltensten Aureus Khosrö's ebenfalls trägt, den FLANDIN noch nicht kennen konnte. Dieser Kopf wurde früher fälschlich als Sonnengott von Multan gedeutet. Er ist eine Göttin, — welche, steht dahin. /176/. Die Nebenseiten der Kapitelle von Isfahan tragen, genau wie die beim Taq i bustän, einmal zwei leicht spielende Baumzierate, das andre Mal Bautenmuster mit Rosetten. Die Deckplatten beider haben eine Wellenranke die unteren Wulste einmal ein Wassermuster, das andre Mal ein Flechtband.

Diese Kapitelle — von denen gewöhnlich überhaupt nur die vom Tag i bustän gekannt werden — sind in neuster Zeit in jeder Beziehung unbegreiflich verkannt worden. Es hat drei Paare, wer weiß ob nicht vielleicht immer nur diese drei Paare, gegeben, von solcher Ähnlichkeit, daß man