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0130 Am Tor von Asien : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / Page 130 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000243
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sie leicht verwechseln kann, und der Eindruck entsteht, ein Meister habe sie alle drei geschaffen Da alle Khosrôs II. Bild tragen, sind sie um 600 n. Chr. entstanden.

Um Klarheit über ihr Wesen und Ursprung zu gewinnen, beachte man, daß in sehr seltsamer Weise die Darstellung der Belehnung, die doch ein einziges Bild ist, auf Vorder- und Rückseite verteilt ist, also nie zusammen gesehen werden kann. Nun kommen die Kapitelle immer paarweise vor. Daraus folgt, daß sie zu einer Drei-Bogen-Front gehörten, in der sie so angebracht waren, daß links die Seite mit dem König, rechts die mit der Göttin die Vorderseite einnahm; dann ergänzten sich jedesmal die beiden Hälften der Darstellung zu einem Bilde. Die Seitenflächen zeigten dann die zieratlichen und stofflichen Muster, wie in Arcaden aufgehängte Paramente. Am Bogen des Täq i bustän hatten wir gesehen, in wie nirgends erhörter Weise das Bauprofil malerisch aufgelöst war. Hier in den Kapitellen erleben wir die Steigerung: ein Gemälde wird über die Säulenstellung hinweg ausgebreitet, das in der baulichen Form seine zufällige Unterlage findet. Das letzte Gefühl für bauhaftes Wesen ist verschwunden. Diese Spätzeit kannte keine Bildnerei mehr, sie kannte aber auch keine Baukunst mehr, sie kannte allein noch Malerei.

Darnach ist es ganz selbstverständlich, daß die handwerkliche Unterlage dieser Belehnungsbilder, das Kämpferkapitell nicht hier entstanden, sondern als fertige Form übernommen ist. Die Zweiseitigkeit der unzweiseitigen Form besagt ferner für jeden der Gehör für Baukunst hat, daß der oder die Meister, die diese 6 Kapitelle schufen, gewohnt waren zweiseitige Kapitelle wie die aus dem Hintergrund der Grotte vor sich zu haben, deren Sichtfläche zieratlich geschmückt wurde, daß also jene Form, die im kurdischen Kapitell fortlebt, nicht aber das Kämpferkapitell die wirklich iranische Kapitellform war. Die Kämpferform, vom Rund des Schaftes überleitend ins Viereck des Aurlagers, — durch welche Übergänge ist zweitrangig, — ist eine Gestalt, durch die im Grunde jedes antike korinthische sowohl wie komposite Kapitell während der Bearbeitung hindurchgehen mußte. Die also unvollendete Gestalt mit geeignetem Schmuck zur vollendeten zu stempeln, ist ein Gedanke, der nur im ganzen Zusammenhange des die ganze späthellenistische Baukunst beherrschenden Problems entstehen konnte: Gewölbebau und Steinsäulenbau zu einer Einheit zu verschmelzen. Wo Bogen unmittelbar auf Säulen gesetzt, wo die Gliederung durch Gesimse zugunsten ineinanderfließender Flächen aufgegeben wurde, wo also über den Säulen die Überbleibsel von Gebälken, die so lange wie möglich festgehalten waren, verschwanden, da wurden die antiken Kapitellformen ungeeignet iûnd nur da konnte und mußte die Kämpferform geboren werden. Der ganze gedankliche und baukünstlerische Zusammenhang dieser Probleme liegt gänzlich außerhalb des Gesichtskreises der iranischen Welt. Die Einfuhr dieser Kapitellformen ist also ohne weiteres gegeben.

Der König ist zwar in flachem Relief und doch genau so dargestellt, wie im Bogenfeld der Grotte. Rundplastik und Flachrelief unterscheiden sich nicht im mindesten. Beide sind nichts als Malerei. Auch die Einzelheiten wie Krone, Gewand, Stoffmuster, Schmuck stimmen bei den Königsgestalten überein. -- Bei den Göttinnen sind Unterschiede vorhanden. Bei diesen jedem Frevler mühelos zugänglichen Köpfen ist leider von den Gesichtern und von den Kronen so gut wie nichts verschont geblieben. Die Weiblichkeit der Gestalten ist nicht zu bezweifeln. Aber sie tragen eine andere Haartracht, als Anähit im Bogenfelde und auf Narseh's Belehnungsbild,