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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0019 Am Tor von Asien : vol.1
アジアへの扉にて : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / 19 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000243
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I

EINLEITUNG

Wenn man von Verona her nach Trient kommt und weiter dem Brenner entgegen nach Bozen und Brixen wandert, so öffnen sich einem die Alpen wie in einem großen Tor. Es ist das Tor Deutschlands und es sind zwölfhundertJahre deutscher Geschichte, die diese Berge und Burgen erzählen, auch wenn die Menschen schweigen.

Wenn man von Baghdad her nach Osten wandert, gelangt man am vierten Tage nach Khänigin, der alten türkischen Grenzstadt mit ihrer hohen Brücke über den Alwän-Fluß, und am nächsten Tage nach Qasr i Shirin, dem persischen Grenzstädtchen, dessen Name, Schloß der Shirin, noch heute vom Glück seiner Erbauer, des Königs Khosrô Parwéz und seiner vergötterten Königin Shirin, des „Frauenjuweles ihrer Zeit", erzählt. Und gerade wie in Bozen das Tor der Alpen, öffnet sich hier dem Wanderer das Tor von Iran, das Tor von Asien überhaupt.

Wir stehen mitten auf der großen und einzigen natürlichen Straße, die seit der Morgendämmerung der Geschichte vom Mittelmeer über die babylonischen Ebenen nach dem Hochland von Iran und weiter über den Pämir und Tibet, das Dach der Welt, oder durch Ost-Turkistän nach dem fernen China führte. Berichtet schon die Brennerstraße von einer alten, ruhmvollen und herzbeklemmenden Geschichte, so kündet dieses Tor von Asien fast die Geschichte der alten Menschheit: Fünf Jahrtausende ist diese Straße alt. FünfJahrtausende haben ihre Schrift in diese Felswände geschrieben. Und während wir die Felsdenkmale am Tore von Asien betrachten, erstehen die fünf Jahrtausende wieder zum Leben. Es ist, als haben ihre Schöpfer das leidenschaftlich erstrebte Ziel erreicht: die Vergänglichkeit alles Irdischen zu überwinden, den Tod zu besiegen und ihren Namen und ihren Ruhm in alle Ewigkeit zu verkünden, durch Denkmale dauernder denn Erz.

Sie ist keine Kunststraße, sondern eine natürliche, die Straße von Baghdad nach Hamadan. Sanft und unmerklich steigt sie aus den glühenden Ebenen des `Iräq in die kühleren Gebirgstäler empor. Reiches Wasser strömt einem entgegen und in den Gärten, die in Streifen die Wasserläufe begleiten, wird die Palme seltener, Pappel, Platane und Zypresse, die Bäume Irans, treten auf. Wo der Weg Hügel überschreitet oder in die wie Mondgebirge kahlen Berge eintritt, da hat der Huf geduldiger Saumtiere tiefe Rillen in den Felsboden gefurcht. Wie Wasser hat er den Stein gehöhlt. Denn wie ein ununterbrochener Regen, tagaus, tagein, Jahr um Jahr, ergießen sich Mensch und Tier über diese Straße. Kamele, Maultiere und Pferde schleppen auf wunden Rücken in mächtigen Ballen die Erzeugnisse der Arbeit des Abendlandes, sie zu allen Völkern Asiens bringend, und kehren zurück, beladen mit den Schätzen des Ostens. Im Frühjahr und im Herbst drängen sich daneben die kurdischen Stämme, die mit Frauen und Kindern, Groß- und Kleinvieh, Zelten und aller Habe das Garmsir, die warmen Wintersitze, mit dem Yaila, den hohen Almen der Sommerweiden vertauschen.

Mehr als diese aber sind die ungezählten Scharen von Pilgern, die aus allen Teilen der östlichen muslimischen Welt kommen, um die unablösbare Pflicht aller Gläubigen, die Wallfahrt zu den heiligen Stätten zu erfüllen. Die rechtgläubigen Sunniten ziehen über Baghdad nach Medina und

1 HER%FELD, Asien