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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0045 Am Tor von Asien : vol.1
アジアへの扉にて : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / 45 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000243
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Ist diese Haartracht seit dem fünften Jahrhundert v. Chr. dritthalb Jahrtausende unverändert geblieben, so wird man auch in dem Köpfchen, das Tafel XVI o. in Vorder- und Seitenansicht, in natürlicher Größe zeigt, einen lranier erkennen müssen. Damit aber gewinnt dieses Köpfchen eine ungewöhnliche Bedeutung: Ich habe es persönlich auf einer Reise am Euphrat in dem kleinen, auf einem alten Ruinenhügel liegenden Dörfchen Ishära gefunden. Der Hügel ist durch einen gleichzeitig gemachten Tontafel-Fund als das alte Tirqa, die Hauptstadt des bis zur Wende des III. zum II. Jahrtausends v. Chr. blühenden, semitischen Reiches von Hana und Mari bestimmt. Eine ganze Reihe bei derselben Gelegenheit erworbener Kleinfunde aus diesem Hügel entstammen sämtlich dieser sehr alten Zeit. /35/ Das Köpfchen ist aus Alabaster. Das ovale Gesicht, leider abgerieben, läßt deutlich sehen, daß die Augen aus anderem Stoff, sicher aus bunten, das Weiße und die Iris bezeichnenden Steinen eingesetzt waren. Ferner sind die Augenbraunen eine Rille, also hatten auch sie eine Einlage, nämlich aus Kupferdraht, und daraus ist zu folgern, daß auch die Wimpern durch Kupferdraht bezeichnet waren. Endlich sieht man Durchbohrungen der Ohrläppchen: diese trugen also einst Ohrringe aus Edelmetall. So gehörte das Köpfchen zu einer Statuette aus vielerlei kostbaren Stoffen und war ein kleines Schatzstück. Aber alles dies ist kennzeichnend für die sumerisch-semitische Kunst des alten Babylonien, aus der Zeit um oder noch vor 2000 v. Chr.

Nun trägtdiesesoalteStatuette die kennzeichnende iranische Haartracht, die bei keinem der sonst in Vorderasien sitzenden Völkern vorkommt, und ist sicher als Iranier anzusprechen. Aus geschichtlichen und literarischen Quellen ist uns bisher das Vorkommen der Iranier in so hohem Altertum in Vorderasien noch nicht bekannt. Sie treten erst gut 500 Jahre später auf. Daher wird man in diesem kleinen Köpfchen ein Beweisstück dafür erblicken, daß unsere geschichtliche Kenntnis auf diesem Gebiet noch täglich grundlegende Erweiterungen erfahren kann.

Nach der Betrachtung dieser Kunstwerke besteht über die Opferhandlung, die auf dem Relief Tafel XV r. abgebildet ist, kein Zweifel mehr. Dies Stück wurde in Erghili gekauft, als jene anderen Werke in das Museum nach Konstantinopel überführt wurden. Es war in die gleiche mittelalterliche Mauer verbaut, in welcher der Zug der reitenden Frauen eingemauert war. Es wird heut im Konstantinopeler Museum aufbewahrt. Der Stein ist Prokonnes-Marmor; die Höhe mißt 0,67, die Breite 0,50 m. /36/

Ein älterer und hinter oder rechts von ihm ein jüngerer Mann, genau in der Tracht der Berliner Silberstatuette, also in langen Hosen, faltigem Rock, den Pelzmantel umgehängt, den Baschlik auf dem Kopf, stehen da in der Haltung des Beters vom Kel i Daud, Meder wie jener. Die Zipfel des Baschliks verhüllen den Mund, die Linken halten das Barsom-Bündel, während die Rechten betend erhoben sind. Vor den Betern liegen ein Rinder- und ein Widderkopf auf einer geschichteten Unterlage. Das ist ihr Opfer.

Herodot sagt Buch I., 131-32: „Die Perser machen weder Altäre, noch zünden sie Opfer an, wenn sie opfern wollen. Sie gebrauchen keine Libationen, keine Flöten, keine Binden, keine Gerstenkörner. Wie jeder von ihnen opfern will, so führt er sein Opfertier auf einen reinen. Ort, und ruft den Gott an, seine Tiara bekränzt mit Myrthen am liebsten. Der Opferer darf nicht für sich allein um Gutes flehen, sondern er muß Wohlergehen für alle Perser und ihren König erbitten; denn unter allen Persern ist er ja inbegriffen. Er zerlegt dann das Opfer in Stücke und

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