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0050 Am Tor von Asien : vol.1
アジアへの扉にて : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / 50 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000243
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Auf dem Wege von Sultänäbäd nach Käshän oder Kum ragen noch heute unweit eines Dörfchens Khurha zwei schlanke Säulen auf, Tafel XVII. Sechs glatte Trommeln bilden den sich verjüngenden Schaft, auf dem als siebte das Kapitell liegt. Das Kapitell ist ein ionisches, mit weitausladenden Schnecken, deren Windungen tief unterschnitten, deren Polster in der Mitte stark eingezogen und von Bändern umkreuzt sind. Wenn diese Säulen auch vom griechischen Standpunkt aus barbarisch aussehen, so sind dennoch die auf starke Schattenwirkung und auf weite Sicht berechneten Formen keineswegs entartet, sondern darin ein passendes Gegenstück etwa zu dem korinthischen Zeustempel Seleukos' Nikators in Olba. In arsakidischer Zeit sahen die iranischen Tempel aus, wie der von Kangawar oder wie die von Assur und Warka. Der Tempel von Khurha ist ein seleukidischer Bau. Die Vorlagen für Tafel XVII waren schon lange in FRIEDRICH SARRE'S Besitz, sind aber nicht von ihm aufgenommen. Der Platz der Ruine ist nie untersucht und allein von A. HOUTUM-SCHINDLER kurz beschrieben. Wie die Abbildungen das Gelände zeigen, möchte ich annehmen, daß nie mehr als diese zwei Steinsäulen vorhanden waren, daß der Tempel also ein templum in antis war, dessen Mauern aus Lehm oder Bruchstein bestanden. Ein griechischer Tempel dieser Art ist ganz neuerdings in Taxila in Indien ausgegraben worden. Dieser Tempel ionischer Ordnung ist der einzige Überrest eines seleukidischen Baus in Iran, und so bedeuten die beiden Säulen einen Markstein im Siegeszug griechischer Baukunst über Iran nach Indien, eine Etappe für ihre Eroberungen in Gandhära, Taxila und Kashmir. /41/

In einem Dorf Härûnäbäd befand sich weiter der griechische Grabstein eines Eumenes, des Demetrios' Sohn, auf dem auch der Name einer Arsinoe vorkam. Ob der Stein noch vorhanden ist, ist nicht festgestellt. Bei der Scheu, mit der alle Schriftdenkmale angesehen werden, und die auch diesem Stein trotz seines Heidentumes ein Asyl in einer Moschee gab, sollte man es eigentlich meinen. Die Namen deuten auf die Zeit der frohen Seleukiden. /42/

Werke der Kleinkunst gibt es wohl, aber auch sie sind selten. Die ich hier zum ersten Male bekannt machen kann, sind nicht so wohl als künstlerische Werte, denn als Urkunden der Hellenisierung dieser Länder zu würdign.

Im Tigris bei Seleukeia wurde, wo der Strom einen Teil der Nordmauer weggespült hat, vor etwa 13 fahren eine Marmorstatue gefunden, die sich im Besitz des Herrn Carl Richarz in Baghdad befand, Tafel XVIII. Es ist der Torso eines jungen Mädchens; Unterarme, Füße und Kopf fehlen, auch ein Sockel ist nicht vorhanden.

Bekleidet ist die Gestalt nur mit einem leichten Chiton, der auf der linken Schulter von einer Schnalle gehalten, von der rechten bis zum Ellenbogen herabgleitet. Das Hemd bindet unter der Brust ein schmaler Gürtel. Es läßt sich heraufziehend, die halben Oberschenkel frei. Das Gewand schmiegt sich so sehr dem Leibe an, daß dieser wo sich keine Falten bilden, wie unbekleidet erscheint; wo Falten sind, häuft sich der Stoff in etwas unvermitteltem Gegensatz zu

seiner sonstigen Zartheit.

An der Haltung der Figur erkennt man leicht die berühmte Knöchelspielerin, von der es Beispiele in Marmor in den Museen zu Berlin, Dresden, Hannover, London und Rom und sonst gibt, und die ein oft und hübsch behandelter Gegenstand der Terracotta-Bildnerei ist. Für die Zeit unserer kleinen Statue kann eigentlich nur die frühe hellenistische in Frage kommen, ange-