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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0051 Am Tor von Asien : vol.1
アジアへの扉にて : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / 51 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000243
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sichts des Fundortes. Dann ist sie auch vom rein kunstgeschichtlichen Standpunkt gar nicht bedeutungslos : die starke Entblößung der Gestalt zeigt, daß die ursprünglich rein genremäßige Darstellung hier auf dem Wege zur Nymphe aus dem Gefolge der Artemis hin entwickelt ist, — eine andere Entwicklung des Motivs ist in der Richtung des Porträts —, daß sich also die mythologische Verallgemeinerung in so früher Zeit bereits vollzogen hat, und es wird um so wahrscheinlicher, daß die Urgestalt der Knöchelspielerin nicht erst in alexandrinischer Zeit, sondern noch vorher geschaffen ist. Der Schöpfer wäre dann etwa Praxiteles. /43/

Sei es Praxiteles, sei es Lysipp, sei es ein weniger bekannter Künstler, der aus dem Gemälde der knöchelspielenden Pandaros-Töchter Polygnot 's, aus den Bronzegruppen von Knaben des Polyklet heraus das Urbild geschaffen habe — es ist ein tiefes Sinnbild, daß uns hier am Tor von Asien ein solches Werk, bisher als einziges, begegnet. Keine Istar und kein Ahuramazda, kein König der Lullu, der Meder oder Perser. Die Welt ist der Götter und Könige müde get. worden, und die Griechen haben statt dessen den Menschen gefunden. Ein junges Mädchen, das Knöchel spielt. Das ist das Symbol des Griechentums, das sich hier die Pforte Asiens öffnet. Das ganze Morgenland, das alte und das neue, hätte das nie geschaffen, nie'begriffen.

Wohl einer etwas späteren, aber auch noch der hellenistischen, vorparthischen Zeit gehört ein
Kopf an, den ich um Weihnachten 1916 bei einem Händler in Kirmänshähän sah und photo-

graphierte. Das kleine Bruchstück ist von hohem Relief auf einem Grunde, der zu einem hohlen, cylindrischen Gegenstande gehört, Tafel XIX o. Ein zweites Bruchstück desselben Gegenstandes, mit einem ganz ähnlichen Kopf, wurde von der Persischen Gendarmerie als Zeichen ihrer Verehrung und als Huldigung vor seinen Verdiensten um die archaeologische Erforschung Persiens FRIEDRICH SARRE gewidmet.

Der Kopf, der diesen nicht näher bestimmten Gegenstand zierte, ist der eines alten Mannes mit Locken und langem Bart. Die wulstigen Lippen, die breite Nase, die gerunzelte Stirn geben ihm

eine in griechischem Sinne gewollte Häßlichkeit. Man ist versucht, an einen alten Satyr oder

Silen, eher noch an einen Sokrates zu denken, am treffendsten vielleicht an einen Sklaven oder barbarischen Gefangenen. Von der Tracht, die einem Fell ähnelt, ist zu wenig erhalten, um für die

Deutung der Gestalt viel daraus zu gewinnen. /44/ Jedenfalls ist es ein häßlicher, alter Mann.

Auch das ist ein solcher Gegensatz zur vorher gegangenen Kunst, wie die Knöchelspielerin. Auch das hätten Babylon, Assur und das achaemenidische Iran nie geschaffen. Und dieses Stück stammt

aus den Ruinenhügeln von Dinäwar, nordöstlich von Kirmänshähän, aus denen viel hellenistische Münzen, Bronzen und Terracotten an den Tag kommen. Dinäwar liegt mitten im medischen Gebiet; und wenn man sich einmal grabend über den hellenistischen Zeitabschnitt Irans unterrichten will, so muß man dort den Spaten ansetzen. /45,

Noch eines verrät der kleine Kopf: näher noch, als die griechischen Vorbilder sind ihm die indischen Nachbildungen in der Gandhära-Kunst. Die seltsam verzerrten, fratzenhaften Köpfe

der bösen Scharen, die in den Darstellungen der Buddha-Legenden als Gefolge der Versucher Buddhas, als Heer Mära's und in ähnlicher Rolle auftreten, sind dem iranischen Stück verwandt. /46/ So bezeichnet es eine Etappe der hellenistischen Kunst auf ihrem langen, aber schnell und siegessicher zurückgelegten Wege von Hellas nach Indien.

Nicht mehr in die Zeitspanne der Herrschaft Alexanders und der Seleukiden im Osten gehören

5 HFR7.FELD, Asien