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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0062 Am Tor von Asien : vol.1
アジアへの扉にて : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / 62 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000243
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In diese Gruppe gehört auch eine der schönsten und wohl ältesten Silberschalen, die SMIRNOFF in seinem Corpus der morgenländischen alten Silberarbeiten abbildet, und die einen Reiter Eber jagend zeigt, mit gewaltigen Widderhörnern als Helmzier. Und auch das Bild des berühmten Yazdegird-Stoffes in St. Ursula in Köln und im Kunstgewerbemuseum zu Berlin, mit seinen stark mythischen Zügen dürfte zu Unrecht auf die geschichtliche Gestalt des letzten Sasaniden gedeutet werden und eher als Darstellung der Heldensage zu erklären sein. /62/

So ergibt sich also, daß alle Felsdenkmale mit Reiterkampfbildern der Zeit Bahrâm's II. 276 bis 293 n. Chr. angehören, daß einige von ihnen auch den König selbst darstellen, eine aus andern Kunstgebieten ergänzte Gruppe von Bildern aber keinen geschichtlichen, sondern — und das ist sicher der Sinn dieser Gruppe — einen sagen- oder fabelhaften Vorgang und also Gestalten der Heldensage schildern.

Gehört also das Doppelbild Bahram's II., Nagsh i Rustam V und VI, zu der geschichtlichen Gruppe, so ist die genauere Bedeutung zu suchen. Bahräm II. herrscht von 276 bis 293. Er trägt in seltsamem Widerspruch die Beinamen »Wohltäter", also Euergetes, und „der Entartete", ohne daß wir sie zu deuten vermöchten. Die Geschichte dieser Jahre, im Abendlande wohl bekannt, ist im Morgenlande sehr dunkel. Dahinein fällt ein siegreiches Vordringen des Kaisers M. Aur. Carus bis nach Ctesiphon. Aber dort wird Carus ermordet, der Erfolg geht den Römern verloren. Die Perser konnten sich das gut als Gewinn anrechnen. Ein andres Ereignis ist der Aufstand Hormizd's, eines Bruders Bahram's, der niedergeworfen wird. Auch das könnte im Sinnbild des Zweikampfes zum Ausdruck gebracht werden, und so könnte man im unteren Bildstreifen den Sieg über Carus, im oberen den Triumph über Hormizd sehen wollen. In beiden Bildern rennt des Königs Roß über einen zu Boden gestreckten Feind auf den Gegner zu. Den Sinn dieses Motives werden wir beim Denkmal Ardashir's II. am Tâq i bustân erörtern. Das Stehen oder Reiten über zu Boden gestreckten Feind ist sicher nicht geschichtlich, sondern rein magisch zu erklären. Es ist der zur Gewohnheit gewordene Ausdruck für den zu erzwingenden Triumph der iranischen Majestät über den bösen Feind, meist gedeutet auf den römischen Erbfeind.

Die iranische Heldensage erzählt so oft von Zweikämpfen ihrer Herrscher und Helden, daß man den Zweikampf, oder wie man bei den merkwürdigen Ähnlichkeiten mittelpersischer und mittelalterlich-abendländischer Zustände sagen darf: das Turnier als die Form bezeichnen kann, unter der die Sage die großen geschichtlichen und kriegerischen Entscheidungen zum dichterischen Ausdruck bringt. Alles ist dabei Ausdruck, Gleichnis. Offenbar gehorcht die bildende Kunst derselben Grundanschauung. Auch sie verkörpert geschichtliche, kriegerische Entscheidungen im Bilde des Zweikampfes. Das wird gewiß unterstüzt durch die zoroastrische Anschauung von der Zweiheitlichkeit der körperlichen und geistigen Welt. Der Kampf von Ohormizd und Ahriman, von Gott und Teufel, von Licht und Finsternis, von Gut und Böse, der sich in allen Erscheinungen der Welt wiederholt, im Gegensatz von Iran und Aniran, oder von Iran und Rom. Schon im Dareios-Denkmal ist ein nächst verwandter Gedanke zum Ausdruck gebracht: der Sieg des artâm, des ewigen Rechts über den drauga, den Trug, den wir alle immer und immer umsonst erhoffen. So dient also der Zweikampf als Symbol der großen geschichtlichen Entscheidung, in den meisten Fällen offenbart im Triumph Irans über Rom. /63/