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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0067 Am Tor von Asien : vol.1
アジアへの扉にて : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / 67 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000243
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verschweißt, das verurteilt den Hellenismus in Iran zum Absterben. Keime aus alter Zeit, die diesen Winter der Fremdherrschaft unter der Schneedecke des Hellenismus überstanden haben, erhalten wieder Raum und Licht zu wachsen. Die große Gegenwirkung des Morgenlandes gegen das Abendland, Asiens gegen Europa beginnt. Im Osten des iranischen Reichs gerät die Masse mittelasiatischer Völker in Bewegung; die große Wanderung hebt an, deren erster Schritt die Yüetshi nach Baktrien führt, der griechischen Herrschaft in Baktrien ein Ende bereitet, und die Tore weit dem Eindringen indischer Gedanken öffnet. /70/ So entsteht dort zu ungeahnter Entfaltung die seltsame Kultur, in der sich griechische Gestalt und indischer Gedanke vermählen, um ihr neues Licht über das Dach der Welt und die unermeßlichen Weiten Asiens bis ins Land der aufgehenden Sonne erstrahlen zu lassen. Dort aber wo Mithradates die große Trennungslinie zwischen Rom und Iran gezogen, da tauchen am Rand der arabischen Wüste arabische Lehnsmannen und Markgrafen auf, halb zu Rom halb zu Iran stehend, die Schwäche beider Reiche erspähend und beutelüstern auf die einstige Erbschaft lauernd, des Islams Wegbereiter.

In griechischer Schrift und Sprache schreiben Mithradates und Gotarzes ihre Inschriften auf ihre Denkmale. In Babylon schreibt man noch Geschäftsurkunden und Briefe in der altväterischen Keilschrift. Mithradates hätte also noch Leute finden können, um sich die Inschrift Dareios' lesen und verdolmetschen zu lassen. Aus demselben Jahre, aus dem die letzte Keilschrifturkunde nach Mithradates datiert ist, dem Jahre 225 Sel. = 87 v. Chr., besitzen wir auch einen Fund von höchster Seltenheit und geschichtlichem Wert: eines der drei in Pälangän am Awramän in Kurdistän gefundenen Pergamente : Verträge über den Besitz von Land- und Weingütern, in abgeschiedenen Gebirgstälern Irans, unter bäuerlicher iranischer Bevölkerung, geschrieben in griechischer Schrift und Sprache, verfaßt nach griechischer Geschäftsart, nach Grundsätzen griechischen Rechts. Das dritte dieser Pergamente, wie das zweite aus den Jahren 22/21 v. Chr. stammend, zeigt den schnellen Umschwung; es ist in einheimischer aramäischer Schrift und einheimischer persischer Sprache geschrieben die älteste bisher zu Tage gekommene Urkunde in Pahlawik, Sprache und Schrift der Parther. /71/ Und in den selben Jahrzehnten schrieb man die letzte Keilschrifttafel, im Jahre 6 v. Chr.

Unter Gotarzes II. heißt die Welt des Westens Rom. Der Kaiser Claudius, der Erbe Augustus' und Tiberius' schickt den ihm genehmen König nach Iran. Tacitus, der Verfasser der Germania, der Jude Josephus, der Verfasser der Judäischen Altertümer sind seine Geschichtschreiber. Abgar V. Ukhäma von Edessa, der Araberfürst, Christ geworden nach der Legende und Empfänger des Briefes Jesu Christi, einer der heiligsten Reliquien des Morgenlandes, in Wahrheit aber wohl zum Judentum übergetreten wie sein Genosse, der König Izates von Adiabene, Sohn der Helena, deren Grab bei Jerusalem gezeigt wird: /72/ Das Christentum meldet sich hier an Asiens Pforte, und die seltsame Mission des Judentums am Nordwest-Rande der iranischen Welt, in Adiabene und dann im Kaukasos, im Khazarenreiche, das aschkenazische Judentum wird hier mit einem Male verkörpert. Nicht mehr Ahaswer und Esther, sondern Gotarzes und Izates, nicht mehr Dareios und Ahuramazda, sondern Abgar und Christus heißen die vergänglichen Namen des ewigen Gleichnisses. Und mehr noch als sie alle verkörpert das Wesen dieses Greisenalters der antiken Welt, wo Altes stirbt und Neues wird, der Name Apollonios von Ty-ana, des Weisen und Wundertäters, der Fleischwerdung des Pythagoras, den der Parther Var-

7 HERZFELD, Asien