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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0092 Am Tor von Asien : vol.1
アジアへの扉にて : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / 92 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000243
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von dem Gebiete griechischer Kunst abstammt, das für ganz Asien bestimmend war, von dem graeco-baktrischen. Die Niken des Täq i bustän wie die von Ming Oi spiegeln notwendigerweise die Umwandlung wieder, die das griechische Urbild des V. Jhdt. v. Chr. in hellenistischer Zeit in Baktrien erhielt. Die 700 bis 800 beide Formen trennenden Jahre aber überbrückt die Malerei. Diese Niken sind in ihrem Stil ja völlig malerisch, wie auch die Kunst der mittleren Spanne als rein malerisch erkannt war. Und gemalt werden dieselben griechischen Gewänder im selben malerischen Faltenwurf, mit den bezeichnenden Merkmalen der datenhaften Fältchen an allen Rändern noch im IX. Jhdt. in Samarra.

Der prächtigste aller Perserteppiche, der berühmte seidene Jagdteppich des habsburgischen Hauses hat eine breite Kante, in deren Ranken großflüglige Engel in bunten Gewändern schweben. In noch etwas ältere Zeit als diese Blüte Irans unter den Sefewiden führen einige Tuschzeichnungen, die dem Beginn des XV. Jhdts. und einer Herater Schule zugewiesen werden. Es sind mystische Bilder, Himmelfahrten von Heiligen, in denen dieselben großflügligen Engel auftreten, wie auf dem Jagdteppich. Auch als Beweis ostiranischen Vorkommens des gleichen Typus können endlich die bisher ältesten dieser Engel im Islam angeführt werden, die einst ein Thor der im Beginn der Herrschaft `Alä al-din Käiqubäd's I. (618/1221 —634/1236) erbauten Mauer von Konia schmückten. Die alte Zeichnung CHARLES TEXIER'S gibt das Engelpaar noch in ursprünglicher Lage am Bazar-Tore. Sie sind nach Verschwinden der Mauern in das kleine Ortsmuseum von Konia überführt. Nach TEXIER wurden sie als Erzengel Gabriel und Ariel, oder als guter und böser Engel bezeichnet. Daß die Engel der ostiranischen Tuschzeichnungen und des Jagdteppichs dem gleichen Typus angehören, würde die Übereinstimmung erweisen, auch ohne daß die engen Beziehungen der seldjukischen Kunst Kleinasiens zu Khoräsän gegeben wären. Für den orthodoxen Muslim ein Götzenbild und Greuel, sind diese mystischen Engel von Konia für uns ein tiefes Sinnbild: Am 30. September 1207 wurde in Balkh im fernen Khoräsän Konia's unvergänglicher Ruhm der größte Mystiker des Morgenlandes, der größte pantheistische Dichter aller Zeiten geboren, Djalal al-din Muhammad Rümi. Nach langen Wanderjahren folgte sein Vater, Bahä al-din Walad, in eben den Jahren, wo `Alä al-din das Tor von Konia mit dem Engelpaare schmückte, der Einladung des Sultans und ließ sich in Konia nieder. Die ganze Einwanderung der islamischen Mystik aus Khoräsän nach Kleinasien versinnbildlichen die Engel von Konia. Auch ihre Heimat ist wie die Djalal al-din's Balkh, das alte Baktrien. Genau wie die Kranzträger von Ming Oi, wie die Erzengel des Täq i bustän schweben sie von beiden Seiten im Spiegelbild den Kranz über den Torbogen haltend heran. So lebendig war dies uralte Motiv, graecobaktrischer Kunst noch im Anfang des XIII. Jhdts. in Balkh, daß die Künstler der Seldjuken es nur im Gewand verändert, in Konia wiederschaffen konnten. /117/

Es ist nicht leicht, die beiden Siegesgöttinnen mit einem persischen Namen zu benennen. Und doch möchte man sich nicht gern mit der kunstgeschichtlichen Ableitung begnügen, sondern annehmen, daß die Vorstellung einer bestimmten iranischen Gottheit mit diesen Bildern verknüpft wurde, umso mehr als sich dieser Typus durch Jahrtausende in den Islam hinein erhielt. Der »Sieg" ist im Iranischen Verethraghna-Bahräm. Seine bildliche Darstellung kommt auf den Turushka-Münzen vor: ein stehender Mann, ohne Flügel, aber mit dem Adler als Kronenzier, den Hormizd II. ganz nachbildet und von dem Bahräm II. und IV., Péröz und Parwaz und die aller-