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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0097 Am Tor von Asien : vol.1
アジアへの扉にて : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / 97 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000243
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Bei so unbekannten Dingen ist jede Spur einer Bestätigung wertvoll. Tafel XLI und Abb. 19 zeigt die zieratlich geschmückten Laibungen einer Tür im großen Palaste von Hatra, eine Tagereise westlich Assur in der mesopotamischen Steppe gelegen. /125/ Es ist die Tür, die aus der westlichen Haupthalle vor der Cella des Sonnentempels in eine östliche Nebenkammer führt. Die Laibung ist in drei etwas ungleich breite Streifen geteilt, ohne daß die verschiedenen Breiten harmonisch oder rhythmisch abgestimmt wären, als hätte ein Meister die drei Muster, die er konnte, ausstellen wollen. Der äußere Streifen der Laibung zeigt ein symmetrisches Geflecht von Weinreben mit dünn gestreuten Blättern und Trauben; eine zweite, auf der Untersicht des Türsturzes mit einem Greifen-Bild geschmückte Tür desselben Baus, hat das gleiche Muster in reichster Gestalt, mit weinlesenden Eroten in den Reben. Der Mittelstreifen hat eine Wellenranke, das klassische Beispiel einer hellenistischen Ranke, gekennzeichnet durch die perspektivische Auffassung des Laubes, mit Akanthos-Stützblättern und deren sich einrollende Zweige oder Blattranken wechselnd in Blüten von fünf Akanthoslappen oder aber in straußartige Bildungen enden, die den aus drei bewegten Akanthos-Faltblättern gebildeten Astenden der Bäume vom Täq i bustän recht nahe stehen. Der dritte innere Streifen endlich hat das sonst so gar nicht häufige Baummuster. Seine Einzelglieder stecken wieder schachtelhalmartig ineinander und sind wechselnd durch perspektivisch gesehene — d. h. rein griechische — fünfteilige Blattkelche oder durch eine Art Mohnfrucht, eine Stengelverdickung geschieden. Die Blüten- und Blattformen, noch dünner gestreut als bei der Weinrebe, wechseln ohne bestimmt erkennbaren Rhythmus. Richtung und Bewegung aber der Zweige, nämlich die unteren sich kreisförmig nach unten einrollend, die oberen im Gegensinn nach innen und oben schwingend, ist genau Bewegung und Rhythmus der Äste und Akanthoswedel des Tâq i bustän. Die Zeit dieser Zierfelder von Hatra ist, da sie zum ersten Bau gehören, das letzte Menschenalter vor der Wende unsrer Zeitrechnung. Ich folge nicht der zu späten Datierung, die ANDRAE in dem großen Werke über Hatra gibt.

Die Baukunst von Hatra will für sich beurteilt sein ; es wäre fehlerhaft, sie bei ihrer Gleichzeitigkeit und Nachbarschaft mit parthischen Werken einfach als Beispiel . für die so schlecht bekannte parthische Baukunst zu nehmen. In Handwerk, Baustoff, Gewölbeformen u. a. m. sind zu viel große Unterschiede und zwar in dem Sinn, daß darin die Baukunst von Hatra sachgemäß dem Westen, nämlich den Werken der andern arabischen Staatenbildungen in Arabia Petraea, Palmyra, Emesa und Edessa näher steht, als die iranisch-arsakidische Baukunst.

Ohne diese Zierfelder von Hatra als Abkömmlinge etwa vom Zierat graeco-baktrischer Kunst anzusehen, möchte ich sie also als Beweis dafür betrachten, daß in der frühhellenistischen Zierkunst aller Provinzen, also in Pergamon sowohl wie in Mesopotamien wie in Baktrien, das Baumschema wohlbekannt war. Um das Verwandtschaftsverhältnis der beiden Beispiele aus Hatra und Iran auszudrücken : Der Großvater des Baumes von Hatra ist zugleich der Urgroßvater des iranischen. Hatra ist der Oheim vom Tâq i bustan. Im Bemühen um weitere Stützen des behaupteten Vorkommens in Graeco-Baktrien kann man auf zwei wundervolle Silbernäpfe hinweisen, die SMIRNOFF in seinem Silberwerk Tafel VII Nr. 20 und Tafel IX Nr. 24 veröffentlicht hat: ich stehe nicht an, diese beiden einfach für graeco-baktrische Arbeiten in Anspruch zu nehmen. Möchten sie aber auch etwas jünger sein, so stehen sie jedenfalls der wirklich griechischen Zeit Baktriens so nahe, daß die Formen ihres Zierats einfach als graeco-baktrisch genommen werden