国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF   日本語 English
0116 Am Tor von Asien : vol.1
アジアへの扉にて : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / 116 ページ(カラー画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000243
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

98

Ohren wackeln zu sehen! In allem liegt ein so unvergleichliches Leben, eine so enge Beziehung zwischen Haltung und Handlung, ein so meisterhafter Ausdruck des geistigen Inhalts, daß man die Verschiedenheit nicht begreift: hier weht ein andrer Geist, herrscht ein andrer Stil, eine andre Kunst.

Auch in der Hirschjagd ist manches widerspruchsvoll. Es fällt auf, daß da viel weniger Überschneidungen vorkommen, als in der Saujagd, und daß bei der weniger dichten Raumfüllung auch die Raumtiefe geringer erscheint als dort. Besser als sonst ist die Haltung der Reiter. Das Roß des Königs galoppiert rechts; der König, eigentlich verkehrt im Linksgalopp, sitzt doch recht gut im Sattel; da er gerade zielt und der rechte Arm im Bildinnern liegt, sieht man seinen Rücken in fast voller Hinteransicht, im Gegensatz zur Seitenansicht der Beine. Das ist nicht ganz richtig, sieht aber überzeugend aus. Wesentlich besser, sogar ausgezeichnet sind die kleineren, treibenden Reiter: die Pferde alle im Rechtsgalopp und die Reiter in vollendetem Rechtsgaloppsitz. Es ist als wiegten sie sich im Sattel, die rechte Schulter vor, den linken Arm rückwärts durch Schlag das Pferd zur größeren Schnelligkeit anfeuernd.

Wiederum ganz auffällig ist der König unterm Sonnenschirm, Tafel LI. Er ist die einzige Gestalt, abgesehen von einigem erlegten Wild, die in Verkürzung gegeben ist. Das Roß reitet aus der Bildfläche heraus. Eine solche Bewegung aus dem Bilde heraus kommt auch bei den am kühnsten verkürzten Tieren nicht vor. Neben dem König ist auf Tafel LI das Mittelfeld des elfenbeinernen Barberini-Diptychon abgebildet, das den triumphierenden Kaiser, jedenfalls Justinian, zeigt, wie er hoch zu Roß die Lanzenspitze auf die unterworfene Erde senkt, wie ein besiegter Feind, wohl ein Perser, sie zagend berührt, während die große Mutter Erde selbst ihm den Steigbügel hält. Der Gedankeninhalt beider Bilder hat nichts gemein, und doch sind beide förmliche Gegenstücke. Die Pferde, deren Krupe zwar in Seitenansicht, Hinterbeine aber bis zur Höhe der Sprunggelenke von vorn gesehen sind, die ihre Vorderleiber dort steigend hier schreitend ins Dreiviertel-Profil drehen, haben auffällig viel gemeinsames in ihrer verwickelten Bewegungsdarstellung. Sie reiten beide halb aus dem Bilde heraus. Auch das Gleichgewicht des die Lanze berührenden Persers und der den Schirmstock haltenden Frau gehört zu den Zügen der Ähnlichkeit.

Hier kann tatsächlich eine Verbindung bestehen. Wie GRÜNWEDEL erkannt hat, hat das Urbild des uns allein überkommenen, späten Barberini-Diptychon das Vorbild abgegeben für einen oft abgebildeten Vorgang aus Buddha's Leben : der aus seinem Palaste ausreitende Bodhisatva Gautama, dem die Erdmutter die Hände unter seines Rosses Hufe breitet. Das Urbild muß also vor der Einführung dieses Bildes in die Gandhära-Kunst d. h. in früher hellenistischer Zeit geschaffen und in der Provinz verbreitet gewesen sein, die allein für die Übermittelung in die GandhâraKunst in Betracht kommt, in Graeco-Baktrien. Dann kann aber der zur Jagd ausreitende sasanidische König so gut von dieser graeco-baktrischen Wiedergabe des hellenistischen Urbildes abstammen, wie der seinen Palast verlassende indische Prinz. /155/ Ganz andre Beweispunkte schließen sich also zum gleichen Ergebnis zusammen, wie bei der Untersuchung der Siegesgöttinnen und der Bäume der Wandpfeiler vom Tâq i bustân.

Mit der bildgeschichtlichen Herleitung aus dem, baktrischen Hellenismus ist über die Landsmannschaft der ausführenden Künstler noch nichts erschlossen. — Noch weitere Räume würden überspannt, wenn eine nicht zu übersehende Ähnlichkeit ebenfalls auf kunstgeschichtlichen Zu-