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0132 Am Tor von Asien : vol.1
アジアへの扉にて : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / 132 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000243
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doppelte Umreißung sind Mittel der Seidenweberei, ihre Flächen zu zerlegen, ein Flottliegen langer Fäden an der Rückseite zu vermeiden und die kostbaren Einschlagfäden möglichst nach vorn zu bringen. /178/ Das großzügige, in monumentalstem Maßstab in Fels gehauene, in reicher Reliefbehandlung ausgeführte bauhafte Zierat sowohl der Wandpfeiler wie der Kapitelle ist in Wahrheit nicht bauhaft, nicht einmal nur malerisch, es ist von der letzten Kunst der Sasanidenzeit, der Seidenweberei vollkommen beherrscht.

Die Gegenseite, Tafel LIX, bei der Unbeweglichkeit des großen Blocks gegen die Sonne aufgenommen, zeigt in allem Wesentlichen gleichen Aufbau. Beabsichtigte Abweichungen finden sich nur in der Blütenkrone und in der Einrollung und Verzweigung der oberen Äste. Die beiden oberen Ecken dieser Seite sind stark beschädigt.

Der untere Wulst des Kapitells mit der Bogenreihe ist ein Blattgewinde, ähnlich dem Lorbeerkranz des Bogenprofils. Die Einzelblätter erinnern an Pfauenfedern, ein Eindruck der nur durch die weberische, naturfremde Innenzeichnung der Blättchen erzeugt wird. Unter den Figuren läuft über dem Wulst noch eine feine Bogenreihung mit kleinen Volutenkelchen und Weinblättchen hin. Am Kapitell mit der Rosettenreihe schmückt den Wulst eine Folge einfach nebeneinander gesetzter Pflanzengebilde, die aus einer gesprengten Palmette, einem herzförmig umschriebenen Dreiblatt, und ein Paar auseinanderstrebender dreizipfliger Blättchen oben bestehen. Alle diese Glieder gibt es auch in der gleichzeitigen byzantischen Zierkunst. /179/ Unter den Figuren liegt hier noch eine Kante von Blattschuppen mit Zwickelblättchen, wie ein umgekehrtes ionisches Kyma.

Die Nebenseiten des Kapitells mit der Rosettenreihe decken einander; Tafel LIX kann also für beide Seiten gelten. Ein Schuppenmuster von unendlichem Rapport, d. h. in jeder Richtung unendlicher Fortsetzung fähig, ist am Rand einfach abgeschnitten. Die Schuppen passen sich nicht einmal der Größe nach etwas dem Trapez an. An sich sind schon die unendlichen Rapport-Muster für die Weberei besonders geeignet und daher in ihr besonders beliebt. Hier deutet die doppelte Umrißlinie der Schuppen und das im Zwickel aufgelegte Dreiblättchen recht deutlich auf weberische Formen. Das Muster ist eine unmittelbare Nachbildung eines sasanidischen Stoffes. /180/

Die Deckplatte des Kapitells mit der Bogenreihe trägt eben die Bogenreihe. Im Bereich frühchristlicher Kunst würde man da von Canones-Arcaden sprechen und dabei an das Schema der menniggemalten Kalender denken. Hier dagegen gewiß nicht. An Gegenständen der Baukunst, wie hier am Kapitell, ist die winzige Bogenreihe kein eben häufiger Schmuck. Große Blendarkaden sind etwas wesentlich andres und hier nicht in Betracht zu ziehen. Ein spätantikes Beispiel im Morgenland gibt es in Umta`iyya in Ostsyrien an einer alten, einst Tempel gewesenen Moschee. Dort ist ein alter Türsturz als Spolie wieder verwandt mit fünf kleinen Arkaden, in denen je ein winziger Altar mit Betylen, heiligen Steinen steht. Der Tempel liegt ja im Land altsemitischen Masseben-Kultes. Dies Beispiel stammt von der Wende des II. und III. Jhdt. n. Chr. /181/ Es kommt hier nicht darauf an, allerhand vereinzelte Vorkommen dieser Schmuckart aufzuzählen. Der eigentliche Hintergrund für eine solche rein schmuckhafte Verwendung eines eigentlich bauhaften Motives ist wiederum die Malerei. Bogenreihen müssen in der sasanidischen Malerei als bloße, ihres baulichen Wesens entkleidete Rahmen für menschliche Gestalten geläufig gewesen