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0139 Am Tor von Asien : vol.1
アジアへの扉にて : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / 139 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000243
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den Lotos in strenger Seitenansicht oder die Palmette mit dem Kelch in Seiten-, den Fächer in Vollansicht.

Darin offenbart sich sasanidischer Stil, in des Wortes Stil tiefster Bedeutung: In diesen kleinsten Kleinigkeiten künstlerischen Schaffens spiegelt sich deutlich ein weltgeschichtlicher Vorgang, nämlich des Verdrängens und der Ausscheidung europäischer Einimpfungen aus dem Körper Asiens. Und daher sind diese Kleinigkeiten Spiegel und Sinnbild der gesamten geistigen und kulturellen Entwicklung der iranischen Welt in sasanidischer Zeit. Daher sind sie auch Beweis, daß alles nicht Anfang neuer, sondern Ende alter Dinge ist: im Greisenalter kehrt die morgenländische Kunst zu den Schöpfungen ihrer fugend zurück.

DER TAQ I BUSTAN

UND DIE SASANIDISCHE SEIDENWEBEREI

Schon bei Betrachtung der Bildwerke der Grotte ist mehrfach auf die überreiche und unglaublich genaue Darstellung der Stoffmuster der Gewänder und des Juwelenreichtums hingewiesen und bemerkt worden, daß dies Stilmerkmale der letzten Stufe sasanidischer Kunst seien. Stand ihre zweite Stufe schon völlig unter dem Einfluß der Malerei, so herrschen in der letzten Zeitspanne, die wie wir nunmehr begreifen, nicht nur geschichtlich, sondern entwicklungsmäßig eine letzte ist, diese Malerei, und mit ihr die Weberei, die schließlich auch über die Malerei triumphiert.

Die Tatsache der Darstellung von Gewandmustern und einige dieser Muster waren seit FLAN-DIN'S Aufnahme bekannt, hatten aber in der damaligen Kunstwissenschaft keinen rechten Widerhall und keine Beachtung gefunden. Das Verdienst, eine große Zahl von ihnen aufgenommen und damit ihrer Würdigung den Weg gebahnt zu haben, ist FRIEDRICH SARRE'S. Die von ihm mit BRUNO SCHULZ' Hilfe gemachten Abklatsche ließ JULIUS LESSING für seinen großen Atlas der Gewebesammlung des Kunstgewerbe-Museums in der Kunstschule des Museums überzeichnen, indem er so die getreuesten und künstlerischsten Wiedergaben dieser Stoffe schuf, und indem OTTO VON FALKE sie in seiner Kunstgeschichte der Seidenweberei behandelte, war damit der Grund für unsre Kenntnis dieses Zweiges der sasanidischen Kunst gelegt. /186/.

Im folgenden lege ich weitere Abbildungen der Stoffe vom Täq i bustän vor, ebenfalls in Gestalt von überzeichneten Abklatschen. Diese Stoffdarstellungen werden dabei mit einigen erhaltenen Stoffen und einigen in mittelasiatischer Malerei abgebildeten, sasanidischen Stoffen verglichen. Eine Geschichte der sasanidischen Webekunst soll hier nicht geschrieben werden; es soll nur gezeigt werden, wieviel die Bilder des Täq i bustän uns darbieten, und es soll den weit-verzweigten Beziehungen dieser Kostbarkeiten, die wie im Abendlande am Hofe Karls d. Gr., so im Lande der aufgehenden Sonne, in den Schatzhäusern des Vaghfür und des Mikado die höchste Bewunderung erregten, nachgespürt werden. Wie alle hier besprochenen Dinge sollen auch diese vergänglichsten der Kunstwerke, die aus den Abbildungen im Täq i bustän wieder erstehen, hier am Tor von Asien in unvergänglichen Fels gehauen, uns ein Sinnbild und Gleich-

nis sein.

Die Kunst der Weberei hat viele unterscheidende Merkmale andren Künsten gegenüber. /187/.

16 HERZFELD, Asien