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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0159 Am Tor von Asien : vol.1
アジアへの扉にて : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / 159 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000243
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die babylonischen Ebenen hinab. Bei Nacht und heimlich, nur mit seinen nächsten Angehörigen

entweicht Khosrô aus seiner für uneinnehmbar geltenden Hauptstadt und Festung Dastagerd, und glaubt sich nicht einmal hinter den starken Mauern Ktesiphons, sondern erst in Seleukeia

jenseits des Tigris sicher. Wie ein Blitz erhellt diese Flucht den schon abwartenden Arabern die Schwäche des Reichs. Herakleios aber erwarb unbeschreibliche Beute, feierte Weihnachten 627 im verlassenen Dastagerd und schrieb wieder an den Senat seinen von der Kanzel der Hagia Sophia verlesenen Brief. „Wer hätte das gedacht!" Vor Ktesiphon aber kehrte er wiederum angesichts der an einem Kanale aufgestellten persischen Elefantenreiterei Khosrô's um.

So schien das Blatt wieder gewendet. Nicht Rom sondern Iran war am Ende. Der furchtbare Zusammenbruch nach so langen Kämpfen, nach so viel Sieg und Ruhm, löste die stärkste Gegen-

wirkung aus und stürzte das Reich in völlige Verwirrung. Khosrö ward abgesetzt und nach

wenigen Tagen Zögerns im Gefängnis auf Befehl seines Sohnes und Nachfolgers Shérôë ermordet. Der neue Herrscher, der nur sechs Monate am Leben blieb, und dann vergiftet oder an der

Pest starb, beeilte sich, die Friedensverhandlungen mit Herakleios zu eröffnen, aber der Kaiser

hatte keine Eile, sie zu beenden. Um die Vorherrschaft Ostroms für ewig zu sichern, ließ er gern Iran in immer tiefere Anarchie und Elend geraten. Es ist nicht ganz klar, welcher der kurz-

lebigen Herrscher Irans den Frieden schließlich abschloß, ob der gekrönte und 4 Wochen da-

rauf ermordete Feldherr Shahrbarâz, ob Khosrô's Tochter Börân, oder Ardashir III., ein Kind, das den großen Namen des Reichsgründers trug. Das Haupt der nestorianischen Kirche, der

Katholikos Ishii`yahbh, führte als persischer Unterhändler die Verhandlungen in Aleppo. Im

Friedensvertrage wurde unter anderm das Heilige Kreuz wieder ausgeliefert. Am 14. September 629 fand das große in der katholischen Kirche verewigte Fest der Exaltatio Sanctae Crucis

in Jerusalem statt. Unter Entfaltung kaiserlichsten Pompes zieht Herakleios zu Roß in der Heiligen Stadt ein. Aber ihre Tore öffnen sich nicht. Ein Wunder! Da steigt der Kaiser vom Pferde, lädt demütig auf die Schulter das Kreuz, wie einst der Heiland und Erlöser, die Tore Jerusalems springen auf, und unter unbeschreiblichem Jubel der Christenheit wird das Kreuz Christi im Tempel Constantins aufgerichtet.

Das sind die Feste, mit denen eine greisgewordene, tausendjährige Welt zu Grunde geht.

Und so wird unsre Grotte als Denkmal dieser Jahre und Tage wieder zum tiefen Sinnbild. Es ist die Zeit, es sind die Kämpfe, in denen sich die alte Welt des Mittelmeers und Morgenlands

zu Tod gesiegt hat. Und während der Westen ahnungslose Triumphe feiert, bereitet sich der

Osten auf Jahrzehnte der Erholung und des Friedens vor. Ebenso ahnungslos wie die Byzantiner setzen die Perser zu Stakhr in Fars, der alten geheiligten Hauptstadt des Reichs, der Heimat

des Herrscherhauses, einem allseitig anerkannten, jungen Enkel Khosrô Parwéz', Yazdegerd III., Irans Krone aufs Haupt. Man glaubte, eine neue Ära des Heils habe für das Reich begonnen. So sehr lebte man in der Überzeugung neuen Glücks, daß man in eben diesen Jahren daran ging, die alten Geschichten und Sagen vom Ruhm und Stolz des Reichs, in eine Reichschronik, das Khvatâi-nämak, die Urquelle von Firdösi's Shâhnäme, zu sammeln.

Aber in einem abgelegenen Erdenwinkel ist längst das Neue geboren, das berufen war, die sterbende Welt abzulösen. Im Jahre 628 hatte der Prophet Muhammad mit den Mekkanern Waffenstillstand geschlossen. 630 erneuert er den Kampf, der schnell zur Einnahme Mekkas und