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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0160 Am Tor von Asien : vol.1
アジアへの扉にて : vol.1
Am Tor von Asien : vol.1 / 160 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000243
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damit zu seiner Vorherrschaft in ganz Arabien führte. Im Zwischenjahr 629 war Abu Sufyän, das Haupt der stolzen mekkanischen Kaufmannschaft, mit seiner Karawane in Jerusalem. Er, der Heide, erlebt dort Herakleios' Einzug mit dem Kreuze Christi, und er erzählt in seiner Heimat seine Verwunderung. Als im Jahre darauf Mekka in die Hand der Gläubigen fällt, ist die Kaufmannsherrlichkeit Mekkas zu Ende, und nun folgt Schlag auf Schlag.

Die Schlacht von Qädisiyya macht allen persischen Träumen von einer Wiederaufrichtung des alten Reichs ein furchtbares Ende. Auf Qädisiyya fällt Ktesiphon mit der Beute, die die Beute von Dastagerd übertrifft. Dann Djalûlä, und Nihäwand, und damit ist Iran bis zum Ostrand in die Hand der Muslime gegeben. Wie einst Dareios der letzte Achaemenide, so flieht der letzte Sasanide in den äußersten Osten seines Reichs, und wie jener findet er dort, unglücklich, aller Machtmittel entblößt, von allen verlassen den Tod durch Mörderhand. Und auch im Westen bricht der byzantinische Traum, Ostroms Vorherrschaft durch Irans Zertrümmerung zu verewigen, fürchterlich in Scherben. Auf den entscheidenden Sieg über Herakleios' Bruder Theodoros am Yarmuq fällt Damaskus, fällt Jerusalem, fällt eine Stadt Syriens und Mesopotamiens nach der andern, öffnen sich die Tore Armeniens und über den Sinai und Ägypten ergießt sich der Strom der Eroberer nach dem Falle von Babylon in Ägypten und Alexandreias bis zu den Pforten des Herkules. Herakleios sieht mit eignen Augen alle seine stolzen Siege und Triumphe zu nichte werden, er rettet Christi Kreuz aus dem verlorenen Jerusalem nach Konstantinopel, und verläßt das Land mit dem Bewußtsein des unwiederbringlichen Verlustes und stirbt.

Die „Futûh al-buldän", die Eroberung der Länder, der Sieg des Islam ist in seiner Unwiderstehlichkeit und Grenzenlosigkeit immer als rätselhaft und wunderbar erschienen. Erst die Steppen und Wüsten Mittelasiens an einem, die Frankenheere Karl Martells am andern Ende der Welt setzten ihm ja einen Damm. Dabei war die Stärke der arabischen Glaubensstreiter an Zahl immer nur gering, und an Bewaffnung, Ausrüstung und Kriegskunst waren sie den iranischen Heeren mit ihren Gepanzerten und Elefantenreitern, erst recht den byzantinischen Legionen unterlegen. Ihre kulturelle Unterlegenheit aber beweisen sie, indem sie überall die staatlichen, wirtschaftlichen, künstlerischen und wissenschaftlichen Lebensformen der Unterworfenen zunächst einfach weiterleben.

Zwei Betrachtungen machen uns den Sieg des Islam, der die Welt des Altertums vernichtete, begreiflicher. Die Weltepoche, die mit dem ersten Auftreten indogermanischer Völkerschaften in den alten Kulturstaaten des Morgenlands und an ihrem Umkreis anhebt, und die mit der Aufrichtung des ersten großen Weltreichs indogermanischer Nation in Erscheinung getreten ist, hat in anderthalb Jahrtausenden ihres Lebens Ziel erreicht. Diese Welt hatte die in ihr gelegenen Möglichkeiten erschöpft, war müde und sterbensreif geworden. Sie stirbt in Ost und West zu gleicher Zeit. Westrom, Ostrom und Iran. Denn Byzanz' Nachleben ist nur mehr das eines lebendigen Toten. Im Islam aber entsteht noch einmal die alte semitische Welt des Morgenlands, die von der indogermanischen verdrängt war, zu neuem Leben, als Auftakt der großen Verdrängung allen europäisch-indogermanischen Lebens aus dem großen Asien.

Die zweite Betrachtung ist: Wir rechnen mit Volkstümern und wesentlich auf ihnen aufgebauten Staaten, wie mit natürlichen Gegebenheiten. In Wahrheit entstehen, blühen und vergehen auch sie, wie alles Lebendige. Gemeinsame wirtschaftliche Notwendigkeiten, gleiche Lebensbezüge,