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0049 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 49 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Sonne untergegangen und die bleichen Strahlen des Mondes erleuchteten die Landschaft; wie ein glatter Silberspiegel floss der Strom vor unseren Augen dahin. Das linke Ufer entlang ziehen sich kahle, steile Lehmberge, auf deren Höhe sich das Dorf befindet, während sich das rechte Ufer, eine mit Gebüsch bedeckte Niederung, nur wenig über den Flussspiegel erhebt. Die Ueberfahrt war bei dem ruhigen Wetter und der magischen Beleuchtung des Mondes eine herrliche. Die Stille der Nacht wurde nur durch das Geplätscher der Ruder und den eintönigen Gesang der Fährleute unterbrochen. Der Strom war nach dreijähriger Unterbrechung wieder stark ausgetreten und hatte die ganze Thalniederung überschwemmt, so dass wir mehrere •Werst auf dem Ob fahren mussten. Da wir die frischen Pferde auf der Fähre mit uns führten, so wurde unser Wagen gleich nach der Ausschiffung bespannt und wir konnten unsere Reise ohne Verzug fortsetzen.

Der Weg in der Niederung war wegen der Ueberschwemmung fast unpassirbar. Werste lang ging das Wasser bis über die Radachsen und wir mussten drei Nothfähren benutzen, was in der Nacht durchaus nicht angenehm war, besonders da der Himmel sich bezogen hatte und vollkommene Dunkelheit herrschte. Der Jamschtschik kam oft vom Wege ab und wir mussten jeden Augenblick fürchten, mit dem Wagen in Untiefen zu stürzen. Nach siebenstündiger Fahrt erreichten wir die 28 Werst entfernte Station Bjelojarsk, wo wir uns nur eine Stunde aufhielten. Ohne weitere Beschwerde passirten wir am Morgen das Dorf Shilina (28 W.), am heutigen Tage Aftschinitowa (14 W.) und Petrowka (20 W.). Da im nächsten Dorfe, Charasowka, ein Rad am Wagen gebrochen war, mussten wir hier mehrere Stunden verweilen und konnten erst Nachts 12 Uhr das Dorf Bulanicha (20 W.) erreichen, wo wir wider unseren Willen wegen Mangel an Pferden iibernachten mussten.

(Den 16. Mai.) Erst ziemlich spät erhielten wir heute frische Pferde und erreichten daher erst gegen 11 Uhr Morgens das Dorf Schubenka (18 W.), die letzte Station vor der noch 17 Werst entfernten Stadt Biisk, wo wir erst am Nachmittag anlangten. In starken Hügelwellen zieht sich das Land von Bjelojarsk bis Schubenka hin; es ist mit Ausnahme weniger Stellen baumlos und meist nur an den Ufern der Flüsse und in den Thal-

R a d l o f f, Aus Sibirien. I.   3