National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0054 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 54 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000224
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

wir das Dorf Altaiskoje (24 W.). Hier mussten wir unseren Proviant an getrocknetem Brote verstärken, da weiter nach Süden wenig Getreidebau getrieben wird. Es war nicht leicht, das Nöthige zu besorgen, da kein Bauer über 10 Pfund getrockneten Brotes vorräthig hatte. So musste denn Jakob mit dem Kosaken von Haus zu Haus mit dem Brotsack wandern. Das getrocknete Weizenbrot kostete mich einen Rubel das Pud. Ein so hoher Preis wurde nur dadurch veranlasst, dass ich mich hier nicht aufhalten wollte. Weizenmehl kostet hier in guten Jahren 20 Kopeken das Pud, in schlechten Jahren und im Sommer steigt es manchmal bis 40 Kopeken. Die Bauern südlich von der Bija bauen nur Weizen. Auf unsere Frage nach Roggenbrot, sagte mir einer meiner Wirthe: „Gott sei Dank, das haben wir noch nicht nöthig gehabt hier zu essen". Altaiskoje ist ein grosses, etwa aus 300 Häusern bestehendes Dorf. Es ist der Sitz eines Uprawitels (Distriktsbeamten der Bergregierung). Die hiesige Bevölkerung beschäftigt sich nicht nur mit dem Ackerbau, sondern treibt auch viel Handel mit dem Altai, denn sie versorgt nicht nur die Missionen mit Mehl, sondern führt auch viel Gerste (meist grobe Grütze) bis zum Urussul. Dieser Handel findet aber nur im Winter statt, wo der Schlittenweg grössere Transporte in den inneren Altai erlaubt.

(Den 19. Mai.) Wir konnten erst gestern Abend um 5 Uhr unseren Weg fortsetzen. Das nächste Dorf heisst Sarassa (sary-su

gelbes Wasser), es ist nur 8 Werst von Altaiskoje entfernt und war daher in einer Stunde erreicht. Bereits bei der Poskotina (dem das Dorf umgebenden Zaune, der das Vieh abhält, zu den Aeckern zu gelangen) kamen uns einige Reiter entgegen, die uns zum Hause des Dorfältesten (Stаrschinа) geleiteten, wo schon unsere Pferde bereit standen. Die Einwohnerschaft des Dorfes hatte sich hier versammelt. Das Dorf ist von vollkommen verrussten getauften Kirgisen bewohnt, die von der Buchtarma hierher übergesiedelt sind. Die Physiognomien zeigen noch deutlich die Abkunft der hiesigen Bewohner. Sie zahlen Abgaben wie die Kronsbauern, sind aber von jedem Militärdienst befreit. Die Einwohner von Sarassa machen einen recht guten Eindruck, ihre Kleidung ist gut und reinlich; auch die Häuser sind meist gut gebaut und zeugen von Wohlstand. Die Hauptbeschäftigung dieser Leute ist Ackerbau und Bienenzucht, letztere wird besonders