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0057 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 57 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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gemeinen blieb der Charakter des Sebe-Thales der frühere, nur war der Weg steiniger und unebener. Nicht weit von Muitu ging der Weg über eine für eine • Wagenfahrt recht gefährliche Stelle. Hier trat der etwa 100-150 Fuss hohe Fels dicht an den Fluss. Der Weg führte am äussersten Rande desselben entlang und war so schmal, dass unsere vier Pferde nur gedrängt nebeneinander gehen konnten, und dabei so schräg, dass der Wagen bei jedem Schritte vorwärts in die Tiefe hinabzustürzen drohte. Um 11 Uhr Nachts erreichten wir die Saïmka (das Landhaus) des Kaimücken Balgassain. Das Haus war einem grossen Bauernhause ähnlich, aber sehr schmutzig und voll Ungeziefer. Es befindet sich hart am Ufer des Sebe in einem einige Quadratwerst grossen Thalkessel. Am jenseitigen Ufer erhoben sich hohe, steil abfallende Felswände, die auf ihren Gipfeln nur mit einem schmalen Sauure von Bäumen eingefasst waren ; die Thal-wände am diesseitigen Ufer hingegen sind niedriger und mit dichten Waldungen bewachsen. Der Boden des Thales ist eben und das Land vortrefflich zum Ackerbau geeignet, es liegt aber jetzt fast ganz brach, da die hiesigen Einwohner nur sehr wenig Gerste säen. Um die Saïmka herum stehen 12-14 Hütten, die theils von getauften oder ungetauften Altajern bewohnt werden, theils Speicher unseres Wirthes sind und sich alle in einem jämmerlichen Zustande befinden.

Ueber die Entstehung der Saïmka erfuhr ich, dass unser Wirth, Balgassain, sich bei seiner Taufe ausbedungen hätte, das Thal zu seinem Wohnsitze wählen zu dürfen; er hat sich darauf vor etwa 10 Jahren mit einem Dutzend Familien hier angesiedelt. Balgassain galt als reich und besitzt ansehnliche Heerden; die übrigen hiesigen Altajer lebten von seinerh Reichthume; in der Ansiedelung herrschte bittere Armuth. An Teljegen waren hier nur zwei schadhafte vorhanden.

[Als ich auf meiner späteren Reise das Thai passirte, fand ich hier ein recht ansehnliches russisches Bauerndorf, Schabalina, vor, das den Reichthur des Landes besser auszunutzen verstand als das Häuflein Altajer. Nach Kalning's Messung liegt Schabalina 856,3 Meter hoch. Es ist interessant zu beobachten, wie die russische Bevölkerung immer mehr vordringt. Die Leute hatten sich hier ohne jedes Recht niedergelassen, und die Kaimticken waren aus Furcht zurückgewichen. Die Bewohner von Schabalina lebten in steter Angst, dass man sie ausweisen würde,