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0069 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 69 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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wärts trieb. Ein mächtiges Brausen und Zischen umtönte uns und betäubte unsere Sinne, wir sahen rings um uns weissen Schaum ; da hielt schon der Kahn am anderen Ufer in einer sicheren ruhigen Bucht. Wie wir über den Fluss gekommen sind, vermögen wir selbst nicht zu sagen.

Da jedesmal nur 3-4 Packsäcke über den Fluss gebracht werden konnten, so konnte ich die Geschicklichkeit dев Fährmannes noch öfter bewundern, er landete jedes Mal genau an derselben Stelle. Die Pferde mussten durch den Fluss schwimmen; das gab eine recht wilde Scene. Alle uns begleitenden Altajer näherten sich den in einem Rudel stehenden Pferden, sie in eine lange Linie einschliessend, und gingen wie die Treiber auf der Jagd lärmend und schreiend auf die Pferde los. Diese traten wohl in das seichte Wasser, aber kein Schreien vermochte sie von der Stelle zu bewegen ; deshalb wurde vom Uferrande aus ein Steinhagel gegen die armen Thiere eröffnet, die Steine wurden aber so geschickt geworfen, dass sie in der Nähe derselben in's Wasser fielen. Jetzt erst begannen einzelne Pferde vorzuschreiten, und in wenigen Sekunden hatte der Strudel alle erfasst; da aber einzelne wiederholt an's linke Ufer zurückkehrten, so musste das Treiben noch einige Male wiederholt werden.

Am rechten Ufer wachsen weniger Bäume als am linken. Wir schlugen unser Zelt in einer Schlucht der zweiten Terrassenebene des rechten Ufers auf. Die Fährstelle der Katunja wird Kör-kötschü (Brückenfurt) genannt. (Sie ist nach Kalning's Höhenbestimmung 691,2 Meter hoch). [Als ich im Jahre 1870 den Fluss passirte, war hier ein viel grösseres Boot vorhanden,

so dass die Überfahrt weniger gefährlich erschien.   Aus meinem
Tagebuche vom 6. Juni 1870: Der Name Kör-kötschü (Brückenfurt) kommt daher, dass sich nicht weit von der Ueberfahrtsstelle im Wasser am Ufer zwei riesige Felsblöcke befinden. Der Felsblock am linken Ufer liegt mit der oberen Fläche etwas schräg, der am rechten Ufer ist ganz horizontal. In der Mitte der Oberfläche jedes dieser Steine befindet sich ein künstlich gebohrtes Loch von etwa 3 Werschock im Durchmesser und von 1/3 Arschine Tiefe. Nun geht die Sage, Amyrsana wäre hier über den Fluss gegangen und hätte über diese beiden Felsblöcke eine Brücke aus Stricken ausspannen lassen. Dies ist natürlich nur eine Sage; meiner Ansicht nach ist hier jedoch thatsächlich in früherer Zeit. eine Seilfähre gewesen. — Die Vieh