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0081 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 81 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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kuppen auszeichnet. Bei Sonnen Auf- und Untergang glänzt die grosse Bergkette wie ein goldener Gürtel und die Steppe ist mit einem eigenthümlichen rosigen Schimmer übergossen.

'Das Klima der Steppe weist schon deutlich auf die hohe Lage hin. Regen gehört zu den Seltenheiten und ist, wenn er wirklich eintritt, nur ein feiner Staubregen, der oft in nasskalten Nebel übergeht. Ebenso selten ist ein längerer Schneefall selbst im Winter. Der im Sommer fallende Schnee thaut natürlich schnell in der Sonne, der Schnee im Winter wird von dem Winde bald von der Steppenebene fortgeweht. Das Wetter ist hier äusserst unbeständig, meist einige Tage Sonnenschein und dann wieder kaltes, trübes Wetter mit lange hängenden Nebeln. Es wurde als eine grosse Seltenheit gepriesen, dass wir während unseres zehntägigen Aufenthaltes anhaltend gutes Wetter hatten. Im Sommer herrscht nur während der Mittagszeit bei Sonnenschein grössere Hitze, Nachts ist es aber durchgängig kalt, so dass in den Monaten Juni und Juli, wie ich selbst oft Gelegenheit hatte zu beobachten, die ganze Ebene mit Reif überzogen ist. Im Winter soll hier, nach Angabe der Kaufleute, die Кä]te bis zu 300 Réaumur steigen. Wenn anhaltend schlechtes oder kaltes Wetter ist, so nimmt das Wasser in den Flüssen ab, dahingegen schwellen alle Gewässer bei anhaltend gutem Wetter an, da dann der Schnee auf den Bergen schmilzt und das Wasser sich zur Steppe hinabzieht. Merkwürdig ist der Temperaturwechsel beim Eintritt schlechten Wetters. Am 23. war es Vormittags so warm, dass wir es in der Jurte kaum aushalten konnten, plötzlich überzog sich der Himmel und nach kaum einer Stunde war es so kalt geworden, dass wir in unseren Pelzen froren und Feuer in der Jurte anzünden mussten. Es war ein Temperaturunterschied von wenigstens 25° Réaumur im Verlaufe weniger Stunden eingetreten. Ausserordentlich ist der Fischreichthum der hiesigen Seen und Flüsse. Die Kaufleute besorgen sich ihre Vorräthe fiir's ganze Jahr in wenigen Tagen. Mancherlei Fischarten scheint es hier nicht zu geben. Der Chairus (Charius) und der Basman sind die einzigen Fische, die ich hier gesehen habe. Beide sind sehr schmackhaft, nur hat letzterer sehr viele Gräten.

(Den 4.-5. Juli.) Rückkehr von der Tschuja bis zur Mission am Angodai auf dem vorher beschriebenen Wege.

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