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0082 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 82 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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(Den 10. Juli.) Gegen Mittag verliessen wir die Mission und setzten unsere Reise am linken Ufer des Urussul aufwärts fort. Um 3 Uhr wurde der Korotty glücklich erreicht und passirt. Da hier. frische Pferde für uns bereit standen, so ritten wir ohne Aufenthalt weiter. Abends 8 Uhr kamen wir bei der Jurte des Saisan Kupa an , wechselten abermals die Pferde und setzten unsere Reise ohne Aufenthalt fort. Da der Kengi-See nur noch 14 Werst entfernt sein sollte, beschloss ich, trotz der schon anbrechenden Dunkelheit, weiter zu. reiten. Bis wir die Mündung des Flusses Kengi erreicht hatten, war es vollkommen dunkel geworden. Von hier aus sollte, nach Angabe der Eingeborenen, die Entfernung zum Kengi-See nur noch 2 Werst betragen. Wie man sich auf solche Entfernungsangaben verlassen kann, erfuhren wir hier auf'r Deutlichste. Nachdem wir zwei Stunden im scharfen Trabe geritten, hatten wir die Entfernung von 2 Werst immer noch nicht zurückgelegt. Während dieser Zeit hatte sich der Himmel mit Wolken überzogen und ein wolkenbruchartiger Regen stürzte herab, dabei war es schneidend kalt und nicht die Hand vor Augen zu sehen. Der Weg war in der Dunkelheit schrecklich, bald sumpfige Stellen, an denen die Pferde fast stecken blieben, bald Felspartieen. So waren wir abermals zwei Stunden geritten und der Führer tröstete uns immer noch mit der sonderbaren Angabe : „äki kyigyryshym" (2 Werst). Als wir nach einer Stunde endlich den Bergkamm erreicht_ hatten, zeigten sich in der Entfernung etwa 15 helle Punkte, die sich in matten Linien im Wasser zu brechen schienen. Es waren dies die Feuer der am Seeufer lagernden Кalmücken. Etwa 3 Uhr Morgens erreichten wir endlich den See und fanden zu unserer grössten Freude eine für uns hergerichtete Jurte vor..

(Den 11. Juli.) Der Kengi-See, welcher von dem aus ihm entspringenden Flusse seinen Namen hat, ist wohl eine Werst lang und eine halbe Werst breit. Er liegt in einem Thalkessel, der von niedrigen, bewaldeten Bergketten.eingeschlossen ist. (Das Niveau des Thalkessels ist nach Kalning's Bestimmung 1111,1 Meter hoch.) Auf der Höhe der niedrigen Bergwellen befinden sich überall Cedern (pinus cembra), die hier im Altaischen Steingebirge nur in den höchsten Regionen auftreten. An den unteren Theilen der Berge sind Lärchenwaldungen und vereinzelte Pichten und. Tannen