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0088 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 88 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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baum, Schneedorn, Abarie, kurz Alles, was die Baumvegetation Sibiriens hervorbringt. Wir müssen schon weit herabgestiegen sein, denn die Bäume sind hier viel dichter belaubt. Dicht vor Kasma brannte der Wald, so dass wir eine ganze Strecke im Rauche fahren mussten. Die Waldbrände richten. grosse Verheerungen in den Wäldern Sibiriens an; oft brennen meilenweit die schönsten Waldungen ab, es kann aber bei der verhältnissmässig geringen Bevölkerung dem Uebel in keiner Weise ab-

geholfen werden.   .

Um 2 Uhr erreichten wir Kasma, eine kleine Goldwäsche, in der dieses Jahr nicht mehr gearbeitet wird. Wir hielten uns hier nur zwei Stunden auf.

Etwa 10 Werst jenseits der Kasma änderte sich der Charakter der Landschaft in keiner Weise, überall derselbe bunte, dichte Wald, überall die gleichmässigen, niedrigen Bergwellen. Doch darauf wurde der Wald lichter und es dehnte sich vor uns eine weite, herrliche Ebene aus. Grasreiche , unabsehbare Wiesen von vielen kleinen Flüsschen durchschnitten, zwischen denen eine grosse Anzahl von Dorfschaften zerstreut lagen. Ich habe nirgends in Sibirien eine so dichte Bevölkerung wie hier gefunden; fast alle 2 bis 3 Werst passirten wir eine Dorfschaft und nach allen Seiten sahen wir deren mehrere liegen. Um 6 Uhr Abends erreichten wir das Dorf Brykanowa (20 Werst). Hier waren die Pferde schon vor meinen Terantass gespannt (den ich von Jegoriewsk direkt nach Brykanowa geschickt hatte), ich fuhr deshalb ohne Aufenthalt weiter und erreichte nach 10 Uhr Abends das Dorf Bederowa (25 Werst). Hier musste ich mich eine Zeit lang aufhalten. Einer recht interessanten Unterhaltung mit dem hiesigen Starschina (Dorfältesten) entnehme ich Folgendes über die hiesigen Verhältnisse: Die in der Ebene nördlich von Salair wohnenden Russen beschäftigen sich weniger mit Ackerbau als mit Viehzucht. Hier an der Grenze des Waldgebirges gedeiht das Vieh besonders gut, da es sowohl das saftige Kraut des Waldes als auch reichlich Steppensalz vorfindet. Seit vielen Jahren treibt der ganze Kreis bedeutenden Viehhandel und versorgt die Städte Barnaul, T omsk und Kusnetzk mit Vieh und Fleisch. Die im vorigen Jahre hier aufgetretene Rinderpest hat wieder neun Zehntel der Heerden hin-

gerafft.

Jetzt ist hier Fleisch und Milch fast nicht aufzutreiben