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0089 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 89 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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und die Bauern leben jetzt meist von Brod und Kohl. Die hier lebenden Teleuten werden mir von den russischen Bauern sehr gelobt; es giebt unter ihnen reelle, tüchtige Arbeiter, weshalb bei ihnen auch Wohlstand herrscht. Nachdem ich in der Nacht das Dorf Timakowa passirt, erreichte ich am Morgen das erste Teleuten-Dorf am Flusse Ur, wo ich mich bis zum nächsten Tage aufhielt. Den 14. ging ich zum Teleuten-Dorfe Solkoi, am 16. zum Ülus-Schandy und am 17. zum Ulu-Ail, wo ich bis zum 18. Abends verblieb und dann mich über die Dörfer Sokolowa, Tereschkina und Nedoresowa nach Kusnetzk begab, wo ich auch am 18. Morgens eintraf.

(Den 20. Mai.) Die Lage von Kusnetzk ist reizend. Wenn man den Tom passirt hat, so führt der Weg am rechten Ufer die steile Uferwand hinauf. Hat man hier den Kamm erstiegen, so bietet sich dem Auge eine prächtige Aussicht auf die weite, grüne Ebene, die von dem klaren Wasserstreifen des Tom durchschnitten wird, an dessen Ufer sich die Stadt mannigfaltig gruppirt entlang zieht. Auf der Höhe steht die alte Citadelle der Stadt; jenseits des Tom sieht man sich die Kondoma in vielen Windungen hinschlängeln und sich dicht bei Kusnetzk in den Tom ergiessen. Als ich den Berg auf einem sehr gefährlichen, steilen Wege hinabfuhr, versetzte ich mich im Geiste in die Geschichte dieses alten Bollwerkes der russischen Macht im Altai. Was könnten diese alten Mauern Alles erzählen? Wie viele Kämpfe haben sie mit angesehen? Oft drängten die wilden Horden der Teleuten gegen sie an und nur dem Muthe und der Kühnheit der schwachen Kosakengarnison gelang es, die zahlreichen Feinde zurückzuschlagen. Unter solchen Gedanken langte ich in Kusnetzk an. Ein Kronsquartier wurde mir angewiesen. Die Wohnung war erbärmlich; niedrige, leere Zimmer; die Wände ursprünglich weiss, waren im Laufe der Zeit zu einem braunen Ueberzuge gelangt; zwei Stühle und ein Spieltisch mit drei Beinen, der nur an die Wand gelehnt stehen konnte, machten das ganze Mobiliar aus. Die Wirthin „war freundlich und erquickte mich, den Hungrigen, mit einem frugalen Mahle.

Die Stadt selbst ist ohne jegliches Leben. Auf den Strassen, die ich mehrmals durchwanderte, begegneten mir nur selten einzelne Bauern und Bürger, oder auch wohl ein Be-