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0093 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 93 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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(Den 28. Mai.) Am 26. Mai fuhr ich von Krasnojarsk ab

und kam bis zum Ulus   Sybyrgy; hier hielt ich mich einen
Tag auf und fuhr dann weiter den Mrass aufwärts. Nach etwa 2 Werst erreichten wir das Dorfe Tschybasch (am linken Ufer) und fuhren nach 7 Werst am Ulus Kaintschak vorüber. Der Mrass bildet hier mehrere Arme, von denen der eine, der allein schiffbar ist, ein so starkes Gefälle hat, dass es äusserst schwierig ist, die kleinen Kähne gegen die pfeilschnell uns entgegen-stürzenden Wasserwellen vorwärts zu bringen. In der Nacht erreichten wir erst den 22 Werst entfernten Ulus-Tos (von den Russen Sossnowaja lira [Fichtenberg] genannt). Der Ufercharakter ist hier fast derselbe wie bei Sybyrgy. Ziemlich hohe, dicht mit Pichtenwald bewachsene Bergwellen. Bei Sybirgy war aber das linke Ufer noch flach, bei Tos hingegen waren auch am rechten Ufer waldbewachsene Bergwellen.

Heute verhinderte mich ein ununterbrochenes Regenwetter, den Weg fortzusetzen.

(Den 1. Juni.) Den 29. Morgens verliessen wir'den Ulus-Tos in drei Booten. Der Tag versprach schön zu werden, denn der Himmel war wolkenlos. Ein prächtiges Panorama bildend, zogen die bergigen Ufer in buntester Abwechslung und wild romantischer Gruppirung an unseren Blicken vorüber. Alle die Schönheiten der wunderbaren Natur hier zu schildern, ist unmöglich, Worte vermögen durchaus nicht die Fülle der Bilder zu zeichnen. Bald ruht das Auge wohlgefällig auf der frischen Friihlingslandschaft der Uferniederuiig, die oft über 100 Schritte breit mit den üppigsten saftgrünen Kräutern dicht bewachsen ist. Hohe Blumenstauden beugen ihre bunt geschmückten Häupter auf die mächtigen Rhabarberbüsche herab, die sich jetzt noch nicht hoch über den Boden erheben und mit ihren Riesenblättern sich über die kühle Quelle beschattend ausbreiten. Wie von einem weichen, schwellenden Teppich ist der ganze Boden mit einer undurchdringlichen, 2-3 Fuss hohen Schicht graublätteriger Kräuter bedeckt, aus denen ein Meer verschiedenfarbiger Blumen, gleichsam eine zweite Vegetationsschicht bildend, hervorbricht. Diesen blumigen Uferteppich fassen weissliche Weidengebüsche und frischgrüne Birkenwäldchen wie mit einer breiten Verbrämung ein. Hinter diesen erheben sich anmuthige Hügelgruppen, die zum grössten Theil mit dichten Birkenwäldern be-