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0094 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 94 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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bewachsen sind, zwischen denen vereinzelt die schlanken spitzen Pichten wie schwere Obelisken hucly emporragen. Doch bald ändert sich das liebliche Landschaftsbild. Das frische Grün verschwindet, riesige Felsblöcke erheben sich am Ufer, der Wald, der an den Bergabhängen sich heraufzieht, wird lichter, nackte, schroffe Felsen brechen malepisch gruppirt und immer riesigere Dimensionen annnehmend hervor, in mannigfaltig gestalteten Steinmassen thürmen sich die steilen, zerklüfteten Felsriesen immer höher auf und nur wie schmale dunkelgrüne Linien und Streifen schlängeln sich die dichten Baumreihen in den Ritzen, Spalten und Schluchten entlang oder verzieren die Felskuppen mit einem dichten grünen Kranze. Zwischen den wilden Felszacken hindurch sieht man in der Ferne die Häupter mächtiger, dicht bewaldeter Bergriesen sich hoch über die kahlen Steine erheben. Aber auch das wilde Felsufer verschwindet bald vor unseren bewundernden Blicken. Die die Felsen einrahmenden Waldstreifen werden breiter und breiter und erlauben den Steinen seltener hervorzutreten, immer mehr breitet sich der waldige Ueberzug aus, die Bergzacken verschwinden und werden gleichsam von der Waldvegetation erdriickt. Dort macht der Fluss plötzlich eine Wendung, da verschwindet der Wald wie mit einem Zauberschlage und zwei riesige Steinmauern fassen den Fluss ein, den nur auf der höchsten Höhe eine Baumreihe begrenzt. Dabei sind die Steinmassen mit dichtem Noose bewachsen, hier roth, dort gelb, dazwischen hellgrüne, graue Streifen und Flecken, die dem eintönigen Gesteine ein anmuthiges Aeussere verleihen. Doch bald gewinnt der Wald wieder die Oberhand, das Gestein hört ganz auf. Die schwarze Pichte und die dunkle, braungrüne Ceder breiten sich auf der Oberfläche der Berge aus. Es sind Reihen von schwarzen Pyramiden, welche in der Entfernung immer höher aufsteigen und der ganzen Landschaft ein düsteres, aber majestätisches Ansehen verleihen. Durch die dazwischen liegende Luftschicht wird die Färbung der waldbedeckten Bergkuppen in der Ferne immer matter und bleicher, bis sich im Hintergrunde am Horizonte nur eine nebelhafte, blaugraue Bergmasse erhebt, auf deren obersten Gipfeln eine flache Schicht ewigen Schnees liegt, der von der Sonne beleuchtet wie Silber funkelt. Je weiter wir fahren, desto dunkler wird der die Uferberge bedeckende Wald. Todtenstille herrscht um uns, die ganze Natur ist hier gleichsam in eine schwarze Leichen-