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0115 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 115 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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macht das liebliche Thal des Tscholyschman einen angenehmen Eindruck auf den Reisenden.

An beiden Seiten ist es von hohen, kahlen Felsmauern, deren Gipfel fast sämmtlich mit Schnee bedeckt sind, umgeben, aber zwischen diesen unwirthsamen Felswänden zieht sich der herrliche, in frischem Maigrün prangende Wiesenteppich hin, durch welchen sich in vielen Windungen die breiten Arme des Tscholyschman hindurchschlängeln, mit ihren von Fichten-, Pappeln-und Espenwaldungen reichbesetzten Ufern.

Wenn Ritter dem Teletzkischen See eine reiche Zukunft voraussagt, wenn er sich seine Ufer mit Dörfern und Städten bedeckt und seine Fluthen mit den Dampfschiffen der handeltreibenden Uferbewohner beschifft denkt, so sind das Phantasien, die wohl nie in Erfüllung gehen werden, denn nirgends sind Ankerplätze und Buchten, nirgends flache Ufer, an denen auch nur ein ganz kleines Dorf Platz fände. Der See in seinem Felsenkessel ist bis jetzt von der Civilisation ausgeschlossen gewesen und wird ihr wohl auch immer entfremdet bleiben. Die -einzige Uferstelle, welche eine dichtere Bevölkerung erlaubt, ist die Mündung des Tscholyschman. Schon jetzt ist der Tscholyschman stark bewohnt. Wir trafen bereits an fünf bis sechs Stellen Filzjurten. Auf den Wiesengründen weiden viele Rinderheerden. Nicht weit von der Mündung des Baschkaus (Pasch-köbüs', der „Vielquellige") mussten wir Halt machen, da die Nacht anbrach. (Kalning hat die Höhe dieser Stelle auf 418,3 Meter bestimmt. Den Quell-see des Tscholyschman, Dschulu Кöl, bestimmt Kalning auf 2293 Meter Höhe; die Höhe des Kurai-Gebirges auf 2574 Meter, die Quelle des Baschkaus auf 1789 Meter.)

(Den 17. Juli.) Von der Mündung des Tscholyschman begaben wir uns heute zur Mündung des Tschöltschü. Nach etwa 2 Werst erreichten wir die Mündung des Baschkaus. Dieser Strom ist hier sehr reissend und das Durchreiten mit Gefahr verknüpft. Jenseits des Baschkaus ist das Tscholyschman-Thal von sehr verschiedener Breite, da die Uferfelsen an mehreren Stellen sehr nahe an den Fluss herantreten. Im Laufe des Nachmittags schlugen wir unser Zelt an der Mündung des Tschültschö auf.

(Den 24. Juli.) Der Tscholyschman war während unserer Reise zur chinesischen Grenze durch den anhaltenden Regen so

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